Das klingt absurd, ist es aber nicht. Wir alle haben die sportliche Talfahrt des ostwestfälischen Handball-Bundesligisten erlebt, und die GWD befindet sich aktuell auf Rang 18. Erst vergangene Woche gelang gegen die Rhein Neckar Löwen der erste Heimsieg der Saison, und der zweite insgesamt. Aber – die Grün-Weißen haben sich im Spätsommer durch die ersten zwei Pokalrunden bis ins Achtelfinale gekämpft. Und dieses Achtefinalspiel am vergangenen Mittwoch gegen die FRISCH Auf Göppingen absolvierte das Tabellenschlisslicht so meisterhaft, dass das Team zumindest in diesem Wettbewerb sich unter den ersten acht Mannschaften befindet.
So schnell kann es gehen. Denn der 31:28-Erfolg gegen den Tabellensechsten war alles andere als ein glückliches Ergebnis, Dankersens Sieg war an dem Abend hochverdient. Nicht, weil Göppingen schwach aufgetreten ist, so wie Trainer Hartmut Mayerhoffer nach dem Spiel über die erste Hälfte seines Teams sprach. Sondern, so GWD-Trainer Frank Carstens, weil die GWD ganz anders in dieses Spiel gegenagen ist als in jener Partie gegen die Schwaben, als es das Duell vor 32 Tagen in der KAMPA-Halle als Punktspiel schon einmal gab. Sie erinnern sich; an jenem 13. November verschlief die GWD die ersten Minuten, und FRISCH Auf sorgte in dieser Phase für eine Fastentscheidung.
Jetzt, in der DHB-Pokal-Revanche, wurde das Blatt einfach mal komplett gewendet. Mayerhoffer sprach zwar von einer verschlafenen ersten Hälfte seiner Mannschaft. Wirklich? Denn umgekehrt stimmt natürlich erst recht, die GWD war 30 Minuten hochkonzentriert und voll drin in seiner Pokalaufgabe. Und es war während der Halbzeitpause die Rede von einem Mann – Tomas Urban. Zu diesem Zeitpunkte hatte Mann mit der Rückennummer 50 bereits neunmal eingenetzt; am Ende sollten es 11 erzielte Treffer sein. Wie bereits an jenem Novembersamstag, als der Göppinger Marcel Schiller mit seinen 10 Toren fast zum Alleinunterhalter wurde. Beim Pausenpfiff lag die GWD mit 7 Treffern vorne, und bescherte mit einem 20:13-Zwischenstand eine fast nicht für möglich gehaltene Torausbeute.
Klar dürfte zu diesem Zeitpunkt auch gewesen sein, dass der EHF-Anwärter aus Baden-Württemberg sich in der zweiten halben Stunde mehr wehren würde, um vielleicht das Spiel noch zu drehen. Und genau das trat ein. Grün-Weiß ließ Chancen liegen, und Göppingen begann, an Dankersens Viertelfinaleinzug zu nagen, und sich Tor für Tor Richtung Ausgleich zu bewegen. Es klappte nicht, weil, so Trainer Carstens, sein Team 10 Minuten erfolgreich verteidigt wurde. Gemeint war die Phase zwischen Minute 42 und 52; in diesem Zeitraum gelang keinem der beiden Mannschaften ein Treffer. Zehn Minuten lang veränderte sich am Stand von 26:24 nichts. Mit dem 27:24 von Jan Grebenc begann dann aber die erlösendere Phase des Spiels.
Bis zum Ende konnte Minden die Führung wieder auf 5 Tore Unterschied ausbauen, und bequem ins Viertelfinale einziehen. Frank Carstens sprach zwar davon, dass es für den Sieg keine 2 Ligapunkte gibt, die nach wie vor dringend gebraucht werden – aber tut der 2. Sieg innerhalb von 6 Tagen nicht auch gut? Zumal zu sehen war, dass die Ostwestfalen endlich auch sichtbar geschlossen als Team auftraten. Wenn die Moral entsprechend gestärkt ist, so sollte es Auftrieb geben, um bei den HBL-Spielen in Leipzig, sowie gegen Wetzlar und Balingen das rettende Ufer (Platz 16) zum Jahresabschluss 2021 wieder sichtbarer werden zu lassen.
PS.: Noch drei Duelle bis zum Europapokal? Tja, der Dämpfer kam heute mittag bei der Auslosung. Im Viertelfinale Anfang Februar muss die GWD reisen, entweder zum Zweitligisten Hamm-Westfalen, oder, was eher wahrscheinlich ist, zum unbefleckten Tabellenführer nach Magdeburg. Magdeburg ist zudem, wenige Tage nach der Qualifikation zum beliebten Final Four auch der erste Gegner 2022 in der Bundesliga, ebenfalls auswärts. Aber auch ein Team, dass vor wenigen Wochen in Minden ganz schön zu tun hatte, um nicht zu stolpern. Wenn die Leistung weiter gesteigert wird, dann ist vielleicht…
Fotos & Text.: Hari