Malen wir uns doch mal folgende Situation aus: Sie befinden sich im tiefen Wasser, und allmählich wird die Lage bedrohlich. Trotz drohenden Untergehens schwimmen Sie, so gut es eben geht, und kommen mit einer Hand dem rettenden Ufer sehr nah. Würden Sie sich in diesem Moment dafür entscheiden, nochmal ein Stück zurückzuschwimmen, um sich wieder dem Strudel zu nähern? Wohl kaum, aber in etwa beschreibt es dass zurückliegende Heimspiel der GWD Minden gegen den HSV Hamburg.
Um es vorweg zu nehmen; es bleibt auch dem 13. Heimspiel der Saison bei nur einem Sieg. Auch gegen den Aufsteiger aus der Elbe wurde ein Präsentkörbchen in Form von zwei Punkten verteilt. Trotz einer frühen 5:1 Führung für Dankersen hieß es am Ende 27:23 aus hanseatischer Sicht. Schlußendlich verdient, die Gäste aus Hamburg waren unter dem Strich die bessere Mannschaft. Was aber nicht bedeutet, dass sie unbezwingbar gewesen wären.
Und dabei hat sich die Lage der KAMPA-Hallen‑Hausherren vor dieser Begegnung deutlich verbessert. Allerdings, in Auswärtsspielen. Da wurde schon mal in Flensburg gepunktet, und durch den Derbysieg in Lübbecke vor der Länderspielpause befand sich das Team auf Platz 16, und damit erstmals auf einem Nichtabstiegsplatz. Das Gefährliche an diesem Rang ist jedoch, dass die dahinterliegenden Teams mit zwei Spielen weniger gefährlich auf der Lauer liegen. Als die GWD in diesem Spiel in Führung lag, zog sie nach Punkten sogar am Tabellen-15ten aus Stuttgart vorbei.
Was auch in dieser Partie deutlich wurde, es fehlt ein nervenstarker Knipser. Denn die Chancen, auch gegen Hamburg zu punkten, waren auch während des Rückstands mehrfach vorhanden. Denn schon in der Anfangsviertelstunde nutzten die Hanseaten genau diese Schwäche bereits für einen Vorsprung von 4 Treffern aus. Bevor aber der Endstand ebenfalls genau diese Differenz aufwies, war via TV-Ton zu erleben, dass Trainer Frank Carstens im Time-Out eine Step-by-Step-Entwicklung zurück zum guten Ergebnis fordere. Schließlich habe sich sein Team in diese Sch…situation gebracht.
Die Feldspieler gehorchten, und schienen diese Worte umzusetzen, und erzielten ab Minute 50 dreimal den Anschlußtreffer. Allerdings weiter wollten die Gäste nicht mit aushelfen. Brauchten sie auch nicht, mit einer Zeitstrafe brachte sich Dankersen nach dem dritten Anlauf selbst in den entscheidenden Nachteil. Das nutzte der HSV wieder zu einer klaren Führung, und damit auch zu einem nicht unverdienten Sieg aus.
Für die GWD bleibt damit die Situation bei nur noch 9 eigenen Spielen genauso dramatisch wie zuvor. Platz 16 bedeutet Rettung, aber nur dann wenn die dahinterliegenden Teams aus Balingen und Lübbecke ihre jeweils zwei noch ausstehenden Partien mit Punkten zu versehen. Somit bleibt es, um mit dem Frühlingswetter in Ostwestfalen an jenem Sonntag einen Vergleich zu ziehen, es eher noch beim Nachtfrost statt blühender Hoffnung. Die kleinen Knospen, die zu spriesen angefangen haben, brauchen in jedem Fall mehr Behandlung.
Am vergangenen Sonntag begann die Sommerzeit. Die Schuld darauf zu schieben, dass die Zeitumstellung einen umwirft, wäre wohl zu einfach. Aber bestímmt wünschten sich am Sonntagabend in Minden etliche Beteiligte in der KAMPA-Halle, die Zeit noch einmal zurüchzudrehen. Da dieses wohl nicht funktionieren kann, heißt es, auf die Zukunft zu setzen. Und die heißt am Sonntag auswärts in Lemgo das rettende Ufer nicht wieder aus den Augen zu verlieren.
Fotos & Text.: Hari