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Boden­stän­diger und einhei­mi­scher Pop in der Hansestadt

"Wir halten durch, wir halten aus, wir gehen heut´abend nicht mehr raus!" 1400 Zuschauer, die am vergan­genen Freitag und Samstag abend zu Gast im ausver­kauften Konzert­haus "Die Glocke" in Bremen waren, haben diese Lied­zeilen frei­willig in die Tat umgesetzt. Sie stammen aus dem Song "Unscharf mit Katze", einer aktuellen Veröf­fent­li­chung der Band Element Of Crime. Seit August tourte die Band quer durch Deutsch­land, mit zwei kleinen Abste­chern in Öster­reich sowie in der Schweiz, die Konzert­reihe endete am Wochen­ende in der Hanse­stadt, die Geburts­stadt des Front­mannes Sven Regener.

Natürlich waren die Zuschauer haupt­säch­lich wegen der Band gekommen; doch ehe das Quartett mit Begleit­mu­si­kern ihre chan­son­las­tigen Popsongs servierte, kündigte Regener höchst­per­sön­lich ein Vorpro­gramm an. Fündig geworden ist er in Zürich; dort entdeckte er die Folk­sän­ge­rinnen Nora Steiner und Madlaina Pollina, die stets als Steiner & Madleina auftreten. Sie kamen als Duett, in der Regel werden die beiden Schwei­ze­rinnen von einer Band begleitet. Sehr direkte, mitunter leicht provo­kante Inhalte sind seit 5 Jahren Bestand­teil ihrer Aufnahmen. Z.Bsp. verdreht sich der Traum in "Das schöne Leben" in die Zeile "Bis dann trink' ich auf das schöne Leben, was wir niemals haben werden". Die Verbin­dung zwischen Bremen und Zürich ist bindend; wie vor dem Bremer Haupt­bahnhof befindet sich vor der Bahn­hofs­halle der schwei­ze­ri­schen Großstadt ebenfalls eine Figur, die von der Künst­lerin Niki de Saint Phalle geschaffen wurde.

Nach dem Warm-Up der Lieder­ma­che­rinnen kam Regener endlich mit seiner musi­ka­li­schen Beglei­tung auf die Bühne, um nicht nur sein aktuelles Album "Morgens um Vier" u.a. zu promoten, sonder natürlich auch einen Auszug aus knapp 40 Jahren Element Of Crime zu präsen­tieren. Sven Regener muss man, ohne die übrigen Band­mit­glieder zu vernach­läs­sigen, schon gesondert erwähnen. Er ist der Kopf der seit 1985 exis­tie­renden Formation. Fast sämtliche Texte zeichnen seine Hand­schrift, dazu ergänzt er die Songs mit eigenen Trom­pe­ten­solos. Zusätz­lich begleitet er sich selbt auf unter­schied­lichsten Gitarren – elek­trisch wie akkus­tisch. Stimmlich ist er zudem als einziges Band­mit­glied gesang­lich zu vernehmen. Doch damit nicht genug der Bega­bungen; in Biblio­theken taucht sein Name auch regel­mäßig mit eigenen Werken erfolg­reich auf.

Lite­ra­ri­sches Niveau haben die Songs von Element Of Crime durchaus, Musik­ex­perten bezeich­neten die Inhalte schon des öfteren als "eigent­lich unsing­bare Texte". Regener und Co. verwan­delten in der "Glocke" in gewohnter Manie ihre Anekdoten in Popsongs, die auf diesem Niveau norma­ler­weise von Lieder­ma­chern inter­pre­tiert werden. Angehende Pops­tern­chen würden mit der Stirn runzeln, würde ihnen ein Song mit dem Titel "Delmen­horst" angeboten. Element Of Crime machten daraus eine Mitsingnummer. Melan­cholie mit Tiefgang gab es ebenso, Songs wie "Immer da wo du bist bin ich nie", "Am Ende denk ich immer nur an dich" und natürlich "Morgens um Vier" zeigten etwas über das Denken und Schaffens des Frontmanns.

Knappe zwei Stunden setzten sich knapp einein­halb­tau­send Menschen mit Texten ausein­ander, die recht unge­wöhn­lich in der Unter­hal­tungs­musik sind. Diese Inspi­rie­rung hat der Redaktion ebenfall sehr gut gefallen, wir freuen uns schon jetzt auf das Jahr 2025. Da feiert Element Of Crime sein 40jähriges Bestehen; das Jubiläum werden die zahl­re­chen Fans doch sicher­lich mitfeiern dürfen…

 

Fotos: Noël Richter, Hari Januschke, Stefan & John / Text: Hari Januschke