Am Samstag besuchten wir das 19. Resonator Festival in Sulingen, wie immer organisiert vom Betreiber des Amtsschimmel in Sulingen, Willi Bründl und Mitveranstalter Jens Bokelmann. Leider besteht die Möglichkeit, dass wir das letzte Mal über diese aussergewöhnliche Veranstaltung berichten, denn Willi Bründl geht nächstes Jahr in den verdienten Ruhestand und hat leider noch keinen Nachfolger für den Amtsschimmel gefunden. Sowohl um den Amtsschimmel als auch um das Resonator-Festival wäre es extrem schade, wenn dieser Zustand so bliebe. Wir drücken ganz fest die Daumen, dass sich jemand findet, der die inzwischen liebgewonnene Tradition und den für Sulingen durchaus wichtigen Pub in die Zukunft führt.
Da das Duo Sven-Ole Lüthke & Crazy Jivin' JJ leider aufgrund einer plötzlich aufgetretenen Nasennebenhöhlenentzündung absagen musste, übernahm Andrè Heuer, der bereits am Freitag mit dem Trio Wildwood Flowers das Publikum begeistern konnte, den Part des Openers. Sowohl auf der Resonator-Gitarre als auch auf dem Banjo präsentierte er individuell vorgetragene traditionelle und aktuelle Blues- und Folksongs. Auch wenn er am Anfang auf der großen Bühne in der Kampstrasse noch etwas verloren aussah, kraft Präsenz und einer unverwechselbaren Stimme eroberte er schnell die Herzen des fachkundigen Publikums.
Kosta oder Brane Mihajlovič Kosta, wie er mit vollem Namen heisst, ist ein inzwischen alter Bekannter auf dem Sulinger Resonator-Festival. Sowohl auf der Gitarre, als auch gerne einmal auf selbstgebastelten Instrumenten spielt er Blues, Folk und dazwischen gerne auch mal einen Bob Dylan Song. Von Veranstalter Willi Bründl wurde er ja auch standesgemäß als Bob Dylan Sloweniens angekündigt. Gut, zum Nobelpreis ist es vielleicht noch ein langer Weg, aber Kosta ist auf jeden Fall ein Beispiel dafür, dass gute Musik nicht viel Equipment, sondern vor allem Talent, Stimme und Können braucht. Von all dem hat Kosta genug. Das inzwischen alle Sitz- und Stehplätze besetzende Publikum dankte es ihm mit langanhaltendem Applaus.
Rough Silk, die Band um Multiinstrumentalist Ferdy Doernberg und Schlagzeuger Herbert Hartmann ist mit ansonsten wechselnder Besetzung schon seit 25 Jahren unterwegs. Damals hatte zumindest Ferdy noch längere Haare, oder überhaupt welche, ansonsten hat sich aber der Sound zu etwas ganz Eigenem weiterentwickelt. Das aktuelle Album heisst dann auch Progressive Oi!-Pop und wer sich darunter nichts vorstellen kann, der möge es sich anhören. Es lohnt sich. Ferdy Doernberg und Herbert Hartmann wechseln sich mit dem Gesang ab, wobei Herr Doernberg E‑Piano, Trompete und Leadgitarre spielt, als wäre er auf allen diesen Instrumenten Solist. Natürlich brilliert er zwischendurch auch auf der Resonator-Gitarre, das macht er im Sitzen mit Gefühl für das Instrument und für das Publikum. Überhaupt ist das Programm der Band aus dem Raum Hannover extrem vielseitig. Von gefühlvollen Balladen über Songs aus dem selbstverfassten Musical bis hin zu klassisch-progressiver Rockmusik, Rough Silk schöpft aus einem vollen Erfahrungsschatz und nimmermüder Spielfreude. Dabei vergaß das Publikum auch gerne, dass Septembernächte nicht mehr ganz so warm wie Augustnächte sind.
Nach einer kurzen Umbaupause betrat die letzte Band des diesjährigen Resonator-Festivals die Bühne. Fragmentshader kommen aus der Region und spielen trotz ihres eher an Techno erinnernden Namens eine Mischung aus Bluegrass, Folk und Acoustic Rock. Das Ganze mit viel Feuer und auch zu der schon recht fortgeschrittenen Zeit mit großer Freude am Spiel. Das Publikum hat sich aufgrund der doch deutlich gesunkenen Temperaturen ein wenig reduziert, abder die Verbliebenen haben dafür einen Heidenspaß mit dem Trio. Wir mussten leider auch schon vor Ende des Konzertes den Heimweg nach Freistatt antreten, freuen uns aber darauf, bei nächster Gelegenheit einen kompletten Gig der Band zu sehen.
Insgesamt mal wieder ein toller Abend in der Kampstrasse. Wir würden dieses Resonator-Festival, welches einen schönen Ausgleich für die eher metallastigen Konzerte bietet, die wir sonst übers Jahr besuchen, wirklich vermissen. Und das hervorragende Guinness im Amtsschimmel sowieso. Und ich denke, dass geht nicht nur vielen Sulingern, sondern vielen Menschen in der ganzen Region nicht anders.