Man fragt sich zu Beginn, wie ticken eigentlich die Leute, die sich für die Musik des Sulinger Sludge Fiction Festivals begeistern. Natürlich waren wir überrascht, auf Menschen wie Du und Ich zu treffen. Auf jeden Fall wirkten die Gäste erfrischend positiv und gut gelaunt sowie voller Vorfreude auf den Abend im JoZZ. Ein Abend, für den man allerdings schon einen etwas ausgefallenen Musikgeschmack mitbringen musste.
Ausfallen musste leider der Auftritt der Hamburger Band The Moth. Der Schlagzeuger musste aus gesundheitlichen Gründen absagen und da kein Ersatz in Sicht war, meldeten sich die Kollegen ebenfalls ab. Schade, aber die Gesundheit geht nun mal über alles, und im JoZZ hatte jeder Verständnis. Die Redaktion der Freistätter Online Zeitung wünscht dem betroffenen Künstler auf jeden Fall eine rasche und baldige Genesung.
Der leicht verspätete Beginn des Sludge-Fiction Konzertes ließ aber schnell die Zeit vergessen. Die Hamburger Post-Metal Band Shaktyor entführte das Publikum in eine andere Welt. Die komplett auf Instrumental-Musik angelegten Stücke wurden natürlich mit harten Riffs gespielt. Shaktyor haben es aber fertiggebracht, eine solche Melodik einzuarbeiten, das sie die Fans damit begeistern, die offiziellen Musikkritiker aber leicht verzweifeln lassen.
Letztere haben vor allem damit ein Problem, die Musik auf einen Stil festzulegen. Ist das nun Stoner Rock, wo hört man noch Sludge oder Post Metal heraus? Dann kritisieren wir mal dahingehend mit, als das die Richtung bei der einzigartigen Musik doch eigentlich banal wird. Zumal im persönlichen Gespräch mit den Band-Mitgliedern heraus kam, als das die Band sich selber nicht 100%ig kategorisieren will.
Hier kam auch der Ursprung des Bandnamens heraus, der aus dem Russischen übersetzt, Bergarbeiter bedeutet. Zum einen hielt sich Bassist Christian Herzog selber öfters in Russland auf und hat sich dort ein wenig in Land und Leute verliebt; zum anderen hat ihr Sound durchaus was stählernes.
Apropos Ausland – das Album "Shaktyor" der drei Hamburger wurde übrigens auch in den USA veröffentlicht – und verkauft. Abseits der Bühne wirken sie sehr bescheiden; und auch sehr ehrlich. Sie gaben zu, die Instrumentalmusik sei entstanden, weil in der Band überhaupt keiner singen kann. Daran könnten sich manche durchaus ein Beispiel nehmen (wir nennen hier keine Namen).
Zum größten Teil musizierte das Trio in rotes Scheinwerferlicht getaucht, mit ganz viel Nebel. Ob diese Bühnenbeleuchtung auch als Modell für die zweite Band des Abends diente, wissen wir nicht. Es war wohl eher Zufall, obwohl man sich wundern konnte, warum die Wuppertaler Sludge-Künstler ebenfalls die Farbe Rot wählten. Für unsere doch eher semiprofessionelle Kamera ist solches Licht leider eine fast unlösbare Herausforderung.
Grim van Doom wollten ja ursprünglich was ganz anderes machen, was ganz langsames. Doch das Hobby begann sich zu entwickeln, und die Klangfarbe wurde düsterer und schneller.
Sänger Lansky und Gitarist Dennis bastelten so lange an Takten herum, so dass aus dem ursprünglichen Projekt eine kleine Karriere entstanden ist. Eine Karriere, die sich auf Konzerten, Festivals und mittlerweile 3 Alben hören lassen kann. Nun ist der Sound, aber auch die Stimmkraft von Lansky sicherlich gewöhnungsbedürftig. Wer aber weiß, wie viel Herzblut in der Musik steckt, hört hier ganz anders zu.
Unglaublich, dieses Sludge-Festival im JoZZ. Man staunt jedesmal, was musikalisch so alles möglich ist. Soundmäßig war das auf jeden Fall etwas für Feinschmecker, die nicht jeden Tag das Gleiche essen wollen. Kompliment aber auch an die Veranstalter im JoZZ, die auch solch ungewöhnlichen Musikern ein Podium bieten.
Zusammen mit dem Publikum sagen wir Dankeschön dafür, und verabschieden uns bis zum 3. Februar, wenn wir gemeinsam mit den Sulingern zur Abwechslung die "Ruhigen Nummern" genießen werden.