Die Überraschung ist perfekt. Durch einen Sieg über den Rekordmeister THW Kiel klettert die GWD Minden auf Tabellenplatz 6. So sollte dieser Artikel ursprünglich beginnen, als 42 Minuten am 11. Spieltag der Handball-Bundesliga in der KAMPA-Halle absolviert waren. Zu diesem Zeitpunkt saß kein GWD-ler mehr auf seinem Platz, die 3800 Zuschauer bei dieser ausverkauften Partie waren komplett in Partylaune.
Es hätte alles so schön sein können: Der Haken; das Spiel ging noch 18 Minuten. 18 Minuten brauchte der Favorit, um seine Muskeln spielen zu lassen, um aus einem Zwei-Tore-Rückstand einen Sieg mit acht Toren Unterschied zu verwandeln. Sicher, am Ende war der verdiente Sieg für die Gäste zu hoch ausgefallen. Es spiegelt in keinster Weise den Kampfgeist der Einheimischen wieder.
Die Verantwortlichen der GWD Minden haben sich alles sehr schön ausgesacht. Geschäftsführer Frank von Behren rief extra für diesen 4. November die Aktion "3000+" ins Leben. Das bedeutet, für jeden weiteren Zuschauer, der mit half, die 3.000-Zuschauer-Grenze zu übertreffen, sollten 2 Euro an den GWD-geförderten Handballkreis gespendet werden. Die Mindener hörten das und halfen fleißig mit, so dass am Ende kein Platz mehr frei war. Der versprochene Scheck wurde wie versprochen dann in der Halbzeitpause überreicht.
Neben dem großen Herz, dass das Publikum mit dem Besuch zu diesem Spiel bewies, waren alle natürlich neugierig, ob die grün-weißen Spieler in der Lage sind, dem großen THW Kiel die Stirn zu bieten. Immerhin kamen die Nordlichter mit sieben Siegen im Gepäck angereist, wohl wissend, dass die Gastgeber die letzten 5 Spiele ebenfalls gewonnen haben.
Kurz nach Anpfiff waren die meisten Fans sehr schnell ernüchtert, denn die „Zebras“ aus Kiel legten los wie die Feuerwehr und führten sehr schnell 3:0. Das Publikum bemerkte selbst die fehlende Unterstützung, und legte lautstark nach. Das half, die GWD-Spieler wollten von nun an die zwei Punkte nicht einfach so verschenken. Der Gastgeber entwickelte aber einen gehörigen Kampfeswillen, hielt den Rückstand nicht nur in Schach, sondern begann ihn permanent zu verkürzen.
Der Glaube an sich war es auch, der ab der zweiten Hälfte genau da anknüpfte, wo vor der Pause aufgehört wurde, und die Spieler der GWD Minden gingen tatsächlich gegen THW Kiel in Führung. In Minute 42 gerieten alle lautstark ins Schwärmen, Dankersen führte dank Lukas Zvizej mit 24:22. Nun reichte es allerdings den Kielern endgültig, und sie drehten das Spiel erneut. Während den Gästen von der Ostsee alles gelang, klappte bei den GWD-Spielern nun so gut wie gar nichts mehr.
Am Ende stand es 37:29 aus Kieler Sicht. Verdient, aber vom Ergebnis her zu hoch. Die GWD-Spieler haben bewiesen, dass sie keinen Gegner fürchten müssen, auch wenn es diesmal gegen einen der Großen noch nicht gereicht hat. Über lange Zeit des Spiels zeigten sie denselben Einsatz, den die Verantwortlichen und die Fans im Vorfeld ebenfalls geboten haben. Durch die ausgerufene „3.000+“-Aktion haben sowohl der Verein als auch die Mindener bewiesen, welch großes Herz sie für den Verein und für ihre Stadt haben. Wir können lediglich dazu auffordern, damit nicht nachzulassen – dann wird für den Verein in absehbarer Zeit noch mehr drin sein, als aktuell in der bisher sehr guten Saison 2018 / 2019. Dafür, dass wir das erneut miterleben durften sagen wir Danke an alle Mitwirkenden in der KAMPA-Halle.