Alle gewöhnten sich ganz schnell an das Schöne
„Hier ist weder Tel Aviv noch Lissabon oder Kiew, heute Abend ist Hannover das Epizentrum guter Unterhaltung“ – damit begrüßte Alina Stiegler das Publikum der großen UNESCON-Gala 2019 in Hannover. Es galt ein Event zu feiern, dass so noch nie gefeiert wurde. Und nichts war passender als die Messe-Stadt an der Leine. Seit 2004 vergibt die UNESCO diverse Titel kultureller Art an Städte, die sich eben in ihrem Bereich dadurch entsprechend auszeichnen. Zu den sogenannten Kategorien gibt es auch den Titel UNESCO City of Music. Weltweit gibt es aktuell 14 Städte, die damit ausgezeichnet wurden, seit 5 Jahren ist Hannover stolzer Inhaber der Auszeichnung.
Wer sich in der Stadt genau umschaut, wird feststellen, dass das nicht von ungefähr kommt; Hannover verfügt über ein musikalisches Angebot, mit dem Liebhaber jedes Genre verwöhnt werden, von der leichten bis zur ernsteren Muse. Hinzu kommt, dass es in Niedersachsens Metropole zahlreiche Arbeitsplätze gibt, die eng mit der Musikindustrie verwurzelt sind. Die Popmusik verdankt Hannover etliche große Namen, deren Entstehungsgeschichte genau dort begann, sowie der Housemusiker Mouse T., die Technoband Scooter wurde hier gegründet, aber allen voran steht hier die Wiege der Rockband Scorpions, die von hier aus ihre Weltkarriere starteten.
Auch vor neun Jahren war in Hannover musikalisch der Teufel los. Als die damals 19-jährige Lena Meyer-Landrut von ihrem Trip nach Oslo vom Eurovision Song Contest heimkehrte, wurde die frischgebackene Championatin des weltweit größten Musikwettbewerbs von Zigtausenden frenetisch gefeiert. Und, um beim Thema zu bleiben, Hannover war bislang drei Mal Gastgeber des deutschen Vorentscheids. Logischerweise leben hier etliche Fans des einstigen Grand Prix d´Eurovision. Der vermutlich größte unter ihnen ist Dr. Irving Wolther. Vor 13 Jahren promovierte er an der Hochschule für Musik, Theater und Medien, und seine Doktorarbeit schrieb er genau zum Thema Eurovision Song Contest. Und war damit weltweit der erste, der sich mit einer Veranstaltung, die auf so manch einen eher bizarr wirkt, auf eine hoch professionelle Art auseinandersetzte, und auf hohem Niveau ausgezeichnet wurde.
Dr. Wolther selbst ist ein großer ESC-Fan, und selbstverständlich Experte. Aus eigener Initiative entwickelte er die Idee, den vielen ESC-Fans die lange Zeit bis zum nächsten Song Contest (im Mai 2020 in den Niederlanden) mit einer dreitägigen Convention zu versüßen. Sprich: Drei Tage treffen sich Fans zum Austausch, zu Ausflugsfahrten, zu speziellen Treffen mit ehemaligen ESC-Teilnehmern, sowie kulturellen Ausflugsfahrten sowie einer gemütlichen Willkommensparty. Das alles zählte zum Rahmenprogramm, denn der Höhepunkt des Festivals war eine Gala im Kulturhaus Pavillon. Die Rechnung ging auf, denn mit der Unterstützung der UNESCO City of Hannover gelang es tatsächlich, ein ESC-Feeling der besonderen Art sogar Ende Juni entstehen zu lassen.
Als die Show beendet war, hörte man nicht den Hauch einer Kritik. Alle waren voll des Lobes dessen, was sie am Abend des 29. Juni 2019 zuvor zweieinhalb Stunden im Großen Saal erleben durften. Und um Moderatorin Alina Stiegler ein zweites Mal zu zitieren, als sie sagte, „Wir wollen heute ein Event feiern, dass es schon lange verdient hatte“, gelang es einen Rahmen zu schaffen, bei der sich die Stars dieses Mal nicht bewerten lassen mussten, sondern verdient gefeiert wurden. Besagter erfolgsversprechender Rahmen war ein großes Orchester, das Orchester im Treppenhaus. Allein das war für langjährige ESC-Fans ein Grund, nostalgisch zu werden. Bis 1998 war beim Eurovision Song Contest ein Orchester üblich, ein Jahr später beim Wettbewerb damals in Jerusalem, wurde es aus Kostengründen abgeschafft.
Natürlich begann der Abend mit der bekannten Eurovisionshymne „Te Deum“, allerdings ganz zart vorgetragen von einer jungen Flötistin. Anschließend betrat der Initiator Dr. Irving Wolther höchstpersönlich die Bühne, und begrüßte das Publikum musikalisch. Nach und nach kamen die beiden weiteren Moderatoren, Alina Stiegler und Stefan Spiegel „von irgendwo her“, und performten gemeinsam mit Wolther zu „Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne“. Gesanglich und tänzerisch einwandfrei fühlten sie sich wie die Kessler-Zwillinge; und der sehr peppige deutsche Beitrag von 1964, damals in Kopenhagen von Nora Nova gesungen, brachte den Saal so richtig in Stimmung.
Als die Spiele, sprich, die Gala offiziell eröffnet wurde, ging es Schlag auf Schlag. Als ersten Hauptact präsentierte Corinna May ihre Grand Prix-Hits. Wer sich an ihre Teilnahmen beim Eurovision Song Contest erinnert, weiß auch, dass die Bremerin leider wenig Glück hatte bei ihren Versuchen. In der Halle genoss das Publikum ihre Hits, wie „Hör den Kindern einfach zu“ (1999 Sieger der deutschen Vorentscheidung, musste aber wegen Plagiatsvorwürfen disqualifiziert werden), „I Believe In God“ (2000 Platz 2 in der VE hinter Stefan Raab) sowie „I Can´t Live Without Music“ (2002 trotz guter Prognosen lediglich Platz 21 in Tallinn).
Während ihres Auftritts rief Corinna May zu einer Petition auf, das Orchester beim Eurovision Song Contest einzuführen, so wohl fühlte sich die Hanseatin, ihre Songs live zu performen. Stimmlich hat die Hanseatin sowieso nichts an ihrer Klasse verloren, durch den tollen Sound wurden ihre Songs so richtig unterstrichen.
Als nächstes stand nun Nostalgie auf dem Programm, denn mit dem 73-jährigen Claes-Göran Hederström kamen Erinnerungen an Schwedens Vertreter von 1968 auf. An Pep hat sein unvergessener Evergreen „Det börjar verka kärlek, banne mej“, mit dem er seinem Land in London damals einen 5. Platz bescherte, nichts verloren. Mit seinem Song „Historien om en vän“ hatte er fünf Jahre später im schwedischen Vorentscheid weniger Glück, dafür war ihm die Resonanz anno 2019 in Hannover sicher. Vor 51 Jahren war Cliff Richard mit „Congratulations“ ein Mitstreiter im Wettbewerb, im Pavillon ließ er mit seiner Version des Klassikers die Tanzbeine schwingen.
Regulär hat sich Hederström ja aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Schade eigentlich, denn dem Business tut die Ausstrahlung dieses Künstlers richtig gut. Nach wie vor sagt er aber selten „Nein“ zu Einladungen, um den Fans seine Hits zu präsentieren. Nach diesem tollen Auftritt verkündeten Alina Stiegler und Stefan Spiegel ein kleines Schmankerl: Gewinnerhits, für die viele millionenfach gevotet haben, gab es im perfekten Orchestersound zu hören, und die Backings des Abends zeigten ihre stimmliche Klasse. Zu hören gab es u. a. die ESC-Sieger „Hallelujah“ (1979), „Rise Like A Phoenix“ (2014) sowie natürlich „Satellite“ (2010).
Erstaunlich war, dass sogar Lordis „Hardrock Hallelujah“ von einem Orchester wiedererkennbar gespielt werden kann. Und wenn Rockmusik funktioniert, klappt ganz sicher auch ein Dancesong. Als die Anfangsklänge von Loreens „Euphoria“ ertönten, wurde dieser vom nächsten Act dargeboten. Maltas Superstar Chiara Siracusa hätte man zwar nicht unbedingt in dieser Stilrichtung vermutet, ihre Stimme gab dem Siegersong von 2012 eine ganz besondere Note. Wer ihre ESC-Beiträge von 1998, 2005 und 2009 noch in Erinnerung hat, weiß, das sie vor allem durch sehr einfühlsame Balladen berühmt wurde.
Natürlich, nach der Hommage an Loreen, präsentierte sie im Pavillon auch ihre unvergessenen Hits. Die Zuhörer genossen „The One That I Love“ (Platz 3 in Birmingham 1998), „Angel“ (Platz 2 in Kiew 2005) sowie „What If We“ (2009 in Moskau wie alle anderen chancenlos gegen Alexander Rybak), und die 42-jährige aus Valetta bekam den hochverdienten Applaus.
Bis hierhin war es eine tolle Show, die Stimmung war grandios, doch nun wurde es ein wenig andächtig. Der Eurovision Song Contest wurde in Tel Aviv zum 64-sten Mal veranstaltet, es ist demzufolge eine natürliche Logik, dass der Wettbewerb vieles überstanden hat, umgekehrt sind jedoch einige Teilnehmer nicht mehr unter uns. Alina Stiegler und Dr. Irving Wolther erinnerten an ESC-Kandidaten, die uns in jüngster Zeit für immer verlassen haben, darunter France Gall, Lys Assia, Valters Frīdenbergs oder Esma Redžepova. Das Orchester im Treppenhaus tat sein übriges dazu, und im Saal erinnerten sich alle an Songs wie „Refrain“ (1956 der erste Gewinnersong überhaupt).
Abgerundet wurden diese bewegenden Minuten durch den Auftritt eines ganz speziellen Duetts. Corinna May und Bernd Peter Fleming, der Sohn der unvergessenen Joy Fleming, erinnerten zunächst mit dem Vorentscheidungshit von 1975 „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“ an Jürgen Marcus. Als Corinna anschließend mit "Schau auf dein Leben, was hat es gegeben" ansetzte, war allen klar, wem jetzt eine mehr als nur verdiente Würdigung zukam. „Ein Lied kann eine Brücke sein“ war nicht nur ein Riesenhit von Joy Fleming, dieser Song dient oftmals als Leitmotto für den gesamten ESC.
Es war nicht nur ein sehr emotionaler Augenblick der Gala, es war vor allem auch ein sehr gelungener. Denn einen Song zu covern, dessen Qualität durch die Soulstimme von Joy Fleming so richtig unterstrichen wurde, ist sicherlich eine Herkulesaufgabe. Doch gerade Bernd Peter, der mit diesem Lied ja auch eine persönliche Nähe hat, sang gemeinsam mit Corinna mit entsprechender Leidenschaft, dass man fühlen konnte, dass – von wo auch immer – jemand richtig stolz auf die Beiden ist.
Auch die nächste Künstlerin erinnerte zunächst an eine unvergessene Interpretin. Manuela Bravo, deren Grand-Prix-Teilnahme mittlerweile 40 Jahre zurückliegt, würdigte zunächst ihre portugiesische Landsfrau Maria Guinot, die Anfang November 2018 verstorben ist, und sang deren 1984er Beitrag „Silêncio e tanta gente“. Die 1957 geborene Bravo selbst hat sich optisch seit ihrem Auftritt in Jerusalem 1979 ganz schön verwandelt, ohne dabei an Temperament verloren zu haben. Das ist auch nötig, wenn man die heitere Stimmung mit dem Partysong „Sobe, sobe, balão sobe“ wieder zurückerobert. Das kanarienvogelgelbe Kleid, in dem sie damals für Portugal einen 9. Platz ergatterte, besitzt sie nach ihrer Aussage immer noch.
Portugal gehört ja beim Eurovision Song Contest zu den weniger erfolgreichen Nationen; bis auf eine Ausnahme. 2017 in Kiew verzauberte Salvador Sobral mit seiner jazzigen Nummer „Amar Pelos Dois“ den gesamten Kontinent, und sicherte seinem Land die Ausrichtung 2018 in Lissabon. Manuela Bravo, die mittlerweile in der Fadoszene ihren Platz gefunden hat, servierte mit ihrer kraftvollen Stimme eine spezielle Version. Sie nutzte dabei die Chance, sich von der Estrada Fado Group begleiten zu lassen. Diese Formation war zudem der krönende Abschluss der Convention, auf dessen Konzert in der Volkshochschule wir in einem weiteren Artikel noch genauer eingehen werden.
Nicht nur die Künstler oder das Orchester hatten Durst, wie Stefan Spiegel die anstehende Unterbrechung ankündigte, natürlich auch das Publikum bei diesen sehr hochsommerlichen Temperaturen. Während der Erfrischung wuchs aber auch der Appetit auf die Fortsetzung der Gala, von der jetzt schon alle restlos begeistert waren. Die Rückkehr in den Saal fiel daher sehr leicht, und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Denn nach der Preisfrage, welche Künstler traten zwei Mal in Folge beim Eurovision Song Contest an, kam die Frau, die 1996 und 1997 die Türkei nach tristen Platzierungen in die Erfolsspur brachte.
Sebnem Paker verwandelte den Hannoverschen Pavillon in einen orientalischen Tanztempel. Die gebürtige Istanbulerin sorgte bei ihren Song Contest-Beiträgen „Beşinci mevsim“ (1996 ein 12. Platz in Oslo) sowie dem bis dahin erfolreichsten türkischen Beitrag „Dinle“ (Platz 3 in Dublin) das kaum einer mehr auf den Sitzen blieb. Das änderte sich auch nicht, als sie den weniger bekannten, aber genauso unterhaltsamen Song „Çal“ performte, mit dem sie 1998 in der türkischen Vorentscheidung u. a. an Tüzmen scheiterte. Mag in unseren Breitengraden dieser Sound nicht allzu typisch für unsere Hörgewohnheiten sein, so war hier das verbindende Element, das vom ESC ausgeht, deutlich zu spüren. Musik ist eine Herzenssache, und kennt keine Landesgrenzen. Leider nimmt die Türkei aus politischen Gründen seit 2012 nicht mehr am Song Contest teil. Politik ist eine Sache, aber gerade deren Beiträge waren stets eine positive Belebung des Wettbewerbs.
Der ESC kennt ja zum Glück keine Grenzen, was Genres angeht. Seit einigen Jahren versuchen auch Interpreten der klassischen Szene ihr Glück beim Contest. Mit Elina Nechayeva aus Estland war eine Sopranistin Teilnehmerin an der Gala. Die Opernsängerin ging 2018 in Lissabon mit dem italienischsprachigen „La Sforza“ ins Rennen, und holte einen mehr als verdienten 8. Platz für ihre baltische Heimat. In Erinnerung blieb sie den meisten wegen ihres überdimensionales Kleid, das während des Auftritts in Portugal des öfteren die Farbe wechselte.
Nachdem das Orchester im Treppenhaus einige Songs des aktuellen Tel Aviv-Jahrgangs im besonderen Arrangement wie Italiens Beitrag „Soldi“ von Mahmood oder Luca Hännis „She Got Me“ zum neuen Glanz erweckte, betrat Frau Nechayeva zu den Klängen von Sergei Lasarevs Hit „Scream“ die Bühne. Sie meisterte ihre Fassung ebenso mit genauso viel Souveranität wie „Kuula“, jener Ballde, mit der ihr Landsmann Ott Lepland 2012 in Baku einen sensationellen 6. Platz erzielte. Natürlich kam Glanz bei „La Sforza“ im Saal auf. Die vielsprachig begabte Estin zeigte zudem, dass sie auch deutsch kann. Dr. Irving Wolther bat zuvor um die Suche nach Eleonore Schwarz. Die Sopranistin, die 1962 für Österreich antrat, scheint verschollen zu sein. Der anschließende Operettenschlager, „Nur in der Wiener Luft“, mit dem Eleonore Schwarz einst antrat, gab es zudem in der Fassung von Elina.
„Ihm klebt noch der Sand von Tel Aviv unter den Füßen“, so kündigte Alina Stiegler ein absolutes Highlight an. Zur Krönung des Abends kam ein Künstler auf die Bühne, der erst wenige Wochen zuvor einen Auftritt vor ca. 200 Millionen Zuschauern hatte. Çingiz Mustafayev, der stets unter seinem Künstlernamen Chingiz auftritt, führte Aserbaidschan nach sechs Jahren mäßiger Platzierungen in die Top Ten des ESC zurück. All jene, die in Hannover seinen Auftritt erlebten, dürfen sich im Nachhinein richtig geehrt fühlen, denn seine Teilnahme an der Convention war, wie der Popsänger verraten hat, seine erste Reise nach Deutschland überhaupt.
Sicherlich haben noch alle seinen Beitrag „Truth“ im Ohr, diese mitreißende Popnummer, die aus einer tollen Kombination mainstreamiger Popmusik und einheimischen Klängen besteht, und dennoch einen sehr eigenständigen Song darstellt. Zunächst überraschte der gebürtige Moskauer das Publikum mit einem Gitarrensolo, und nach den ersten Klängen staunten einige nicht schlecht: Chengiz hat seinem ESC-Beitrag in eine lupenreine Unplugged-Version verwandelt. Hierbei kam sein perfekter und leidenschaftlicher Gesang so richtig zur Geltung.
Chengiz legte die Gitarre nicht ab, und das Rätselraten über den nächsten Song ging in die nächste Runde. Der Aserbaidschaner selbst war 19 Jahre jung, als Harel Skaat aus Israel mit der Ballade „Milim“ 2010 in Oslo an den Start ging. Auf der Gala klang das Lied in der Akustikversion weniger pompös wie einst, aber mindestens genauso intensiv und authentisch. Ein letzter Höhepunkt folgte, denn etwas fehlte noch. Nämlich der aktuelle Siegersong, jener Beitrag, mit dem Duncan Laurence in Tel Aviv den ESC in die Niederlande holte. "Arcade" ist an sich schon ein sehr stilles Lied; Chengiz lebte dieses Lied nicht nur, er sparte auch nicht an Background. Denn keine geringere als die Sopranistin Elina Nechayeva unterstützte auf ihre stimmlich grandiose Art. Ein Popsong mit einem Vocal, der sich über mehrere Oktaven verteilt, auch das ist sicherlich ein Novum.
Zum guten Schluss kamen alle Beteiligten nochmals auf die Bühne, und schwelgten gemeinsam mit dem Initiator Dr. Irving Wolther in Erinnerung, als er mit einer speziellen Version eine Hommage an Wyn Hoop das Gala-Ende verkündete. Bei den Klängen zu der Melodie von "Bonne nuit, ma chérie" verspürten alle eine Mischung aus Erleichterung, Dankbarkeit und Wehmut. Die Dankesworte, die das Moderatorentrio an das Publikum spendete, honorierte selbiges mit einem hochverdienten Beifall.
Die Gala bewies, wie unverzichtbar der einstige Grand Prix Eurovision de la Chanson geworden ist. Die Veranstaltung ist genau das Stück Europa, das funktioniert. Einmal im Jahr verwandelt sich Europa für dreieinhalb Stunden in ein riesengroßes Wohnzimmer, alle tauschen ihre Musik untereinander aus, spielen gemeinsam ein Spiel und feiern den Kontinent. Hannover hat mit der UNESCON bewiesen, dass es beim ESC um wesentlich mehr geht, als um die Punktejagd der einzelnen Beiträge geht. Das, was sich dabei zur selben Zeit um den Wettbewerb drumherum abspielt, ist unersetzbar. Beim Zusammentreffen mit Verantwortlichen, Künstlern und Fans zeigte sich, keiner ist wichtiger oder besser als der, der daneben steht. Es ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Zusammenleben in einer Gemeinschaft funktioniert.