Südafrika: Tag der Versöhnung
Aus heutiger Sicht markierte der 16. Dezember 1961 einen Wendepunkt in der südafrikanischen Apartheidspolitik. Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) gründete seinen militärischen Flügel. Mit dieser Gründung begann ein jahrzehntelanger Kampf gegen die im Land politisch geduldete Rassenpolitik. Von nun an bekamen die Regierenden für das Festhalten an der Apartheid und der Unterdrückung der dunkelhäutigen Bevölkerung Gegenwind; der Flügel organisierte Sabotageakte.
Der ANC unterhielt für seine Ziele einige Trainingslager im Ausland. Doch sowie deren Anführer sich im Land aufhielten, verstärkte der Staat die Maßnahmen; 1964 kamen etliche der "Provokateure" vor das Gericht. Deren prominenteste Opfer war u.a. Nelson Mandela, der für seine Ideale von der südafrikanischen Justiz für 26 Jahre inhaftiert wurde. Die Widerständler liesen jedoch nicht von ihrer Rute ab. Durch regelmäßige, teils schwer blutigen Aufständen befand sich das Land bis in die 1980er Jahre hinein des öfteren im Ausnahmezustand.
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre gab es erste Annäherungsversuche zwischen der Regierung und des ANC, doch dauerte es noch Jahre, bis die Staatsführung auf die Hauptforderung einging, und das politische System änderte. Erst als die Regierung einlenkte, wurde 1990 Mandela aus der Haft entlassen. Weitere Verhandlungen zwischen dem damaligen Präsidenten Willem de Klerk, sowie das Ende der Trennung zwischen weißer und schwarzer Bevölkerung führten 1994 zu den ersten freien Wahlen in Südafrika. Diese gewann Mandela, und er wurde der erste farbige Staatschef des Landes.
Dieses Engagement, das Südafrika aus der Apartheid führte, war dem Komitee in Oslo ein Friedensnobelpreis für Mandela und de Klerk wert. Heute leben die Menschen, deren Heimat einst unter dem blutigen Rassismus gelitten hat, weitestgehend friedlich, und vor allem miteinander. Der 16. Dezember, der Tag der Gründung des ANC, wurde 1995 zum Tag der Versöhnung.