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GWD Minden – ein lange vermisstes Gefühl

Schon 464 Tage sind seit dem 5. März 2020 vergangen. An diesem Tag spielte die GWD Minden, ohne es zu ahnen, ihr letztes Ligaspiel der Bundes­li­ga­saison 2019/20 in der 1. Handball-Bundes­liga der Männer. Zwar war es erst das 26-ste von 34 Punkt­spielen, doch COVID-19 und das dadurch verbun­dene Veran­stal­tungs­verbot zwang sämtliche sport­liche Ligen zunächst zur Ausset­zung, und einige Wochen später zum Abbruch der Saison. Gegner damals an jenem 05.03.20 war die THW Kiel. Jene Mann­schaft, die nach dem Abbruch zum deutschen Meister erklärt wurde.

Das Corona-Virus sorgte mit jeder weiteren Welle und jedem folgenden Lockdown auch bei der HBL lange Zeit für Planungs­un­si­cher­heit. Seit dem 1. Oktober 2020 läuft bereits die Spielzeit 2020/21, aller­dings unter einem sehr strengen Maßnah­men­ka­talog. Außer den Sportlern, dem Betreu­er­stab, einigen Offi­zi­ellen und einigen Medi­en­ver­tre­tern durften nur wenige in die MERKUR Arena nach Lübbecke. Vor allem die treuen grün-weißen Hand­ball­fans mussten auswei­chen auf soziale Netzwerke oder auf TV-Sender, die aber oft ohne extra Zahlungen nicht zu entschlüs­seln sind.

Über 8 Monate später, am 12. Juni 2021, begann jetzt für die GWD und ihr Publikum der langsame Weg zurück zur Norma­lität. Die sinkenden Corona-Inzi­denz­zahlen erlauben immer mehr Frei­heiten. Akti­vi­täten vor zahlenden Zuschauern sind jetzt auch wieder einge­schränkt möglich. So auch im Profisport.

Aller­dings sind „besuchte“ Veran­stal­tungen nach wie vor ein Risi­ko­faktor, und gewähr­leitet werden kann es nur mit einem strengen Hygie­ne­kon­zept und Einhal­tung der Corona-Regeln. Dort, wo sich Schlangen bildeten, gilt es Abstand zu halten. Und Platz nehmen darf das Publikum nur auf deko­rierten Sitzen, im Schach­brett­muster, um auch hier die vorge­ge­benen Distanz von 1,50 Meter einzuhalten.

So tauschten diesmal 557 Handball-Fans – nach Monaten des Wartens und Verzichts – das Fern­seh­sofa gegen Tribü­nen­plätze aus, und füllten die zuge­las­sene Zuschau­er­zahl fast voll­ständig. Ordner und Security halfen freund­lich bei der Orien­tie­rung mit. Und wie der Zufall es wollte: Genau wie vor 15 Monaten – als die Fans sicher­heits­halber vom Besuch der Kreis­sport­halle verbannt wurden – hieß der Premie­ren­gast vor Publikum THW Kiel. Während Dankersen aktuell den Kopf gerade noch aus dem Wasser Richtung Klas­sen­er­halt hoch­halten kann, streben die Kieler Zebras die erneute Meis­ter­schaft an.

Zum Sport­li­chen

Am Ende setzte sich der Tabel­len­zweite erwar­tungs­gemäß mit 35:30 durch. Minden spielte gut, teilweise richtig stark. Aber gegen die Abge­zockt­heit der Nord­lichter war kein Kraut gewachsen: Die Ostwest­falen konnten sich zwar immer wieder heran­kämpfen, aber im richtigen Moment zeigten Wiencek, Pekeler und Weinhold, warum die THW an der Tabel­len­spitze steht.

Zu Platz 1 fehlt nach wie vor nur ein einzelner Punkt, den ja auch jeder Patzer des Tabel­len­füh­rers Flensburg ausglei­chen kann. Für die GWD ist die Luft dagegen noch dünner geworden: In den letzten 4 Spiel­tagen wird ein vierter und letzter Kandidat für die Zweite Liga der kommenden Saison gesucht. Balingen-Weil­stetten, oder doch Stuttgart, und viel­leicht wird den Eulen aus Ludwigs­hafen das schwere Rest­pro­gramm doch noch zum Verhängnis.

Zu diesem Vierkampf gesellte sich die GWD wieder hinzu, nachdem noch vor wenigen Wochen der Klas­sen­er­halt so sicher aussah. Es wäre schade, denn gerade aus Liga 2 schickt sich ausge­rechnet der eigent­liche Hausherr der Krei­sport­halle an, sich mit der GWD auf Derbys einzu­lassen: Der TuS N‑Lübbecke steht momentan auf Platz 1 und damit kurz vor der Rückkehr in die 1. Hanball-Liga.

Aber sport­liche Brisanz hin oder her: Man gewann vieler­orts den Eindruck, dass genau das im Moment nur bedingt von Bedeutung war. Für viele Fans war der Besuch des Spiels einfach etwas ganz Beson­deres. Denn gerade die GWD Minden zeichnet ja aus, wie familiär es in diesem Verein immer zuge­gangen ist.

Somit war es für viele ein lang­ersehntes Wieder­sehen nach einer gefühlten Ewigkeit. Für Vereins­ver­ant­wort­liche, Mann­schaft und Fans der GWD Minden galt und gilt eine innige Verbun­den­heit, die so leicht kein Virus der Welt zerstören kann.

Und noch etwas in interner Ange­le­gen­heit: Pres­se­ver­treter waren auch noch sehr streng reduziert zuge­lassen. Das wir aber mit unserem kleinen Online-Magazin dazu­ge­hören durften, nötigt auch uns gehörigen Respekt ab. Doch für uns steht fest: Die GWD hat für uns schon sehr viel getan. Es ist daher für uns selbst­ver­ständ­lich, dass wir mit Grün-Weiß auch durch diese schwere Zeit gehen. Danke GWD Minden.