Schon seit einigen Jahren begleitet die Freistätter Online Zeitung die Heimspiele der GWD Minden vor Ort. Mittlerweile verbindet uns mit den Grün-Weißen nicht nur ein enger Kontakt, sondern auch viele Erinnerungen. Als FrischAuf Göppingen vor dem Auftritt am Sonntag das letzte Mal zu Gast in Ostwestfalen war, tobte sich an jenem 9. Februar 2020 Orkantief Sabine vor den Türen der Kreissporthalle aus. Der spannende Verlauf der Begegnung sowie der knappe Sieg ließ die über 2.000 Zuschauer das Wetter vergessen, und auch nicht daran glauben, dass mit der herannahenden Pandemie eine andere Katastrophe kurz bevorstand.
Handball-Bundesliga Saison 2021/22. Wieder empfängt die GWD Minden, jetzt aber in der guten, alten KAMPA-Halle im heimischen Minden, das Team aus Schwaben. Logisch denken wir nicht nur an Februar 2020 zurück, sondern auch an den 20. Juni 2021. Dieses Mal fegte kein Sturm durchs Land, im Gegenteil. Alle Anwesenden in Lübbecke hätten sich bei stehender Hitze, einer sehr warmen Halle und fast 30 Grad im Schatten über ein laues Lüftchen gefreut. Corona-bedingt waren knapp 540 zahlende Zuschauer anwesend, aber auch sie sollten ein spannendes, knappes Duell zwischen der GWD und FrischAuf zu sehen bekommen.
2020 wie 2021 siegte Dankersen nach starkem Kampf mit einem Tor Vorsprung. In der Erinnerung könnte der 24:23-Erfolg aber als ein Sieg gelten, der den Klassenerhalt sicher gestellt hat. Könnte, aber die Tür zum Ligaverbleib steht nach dem drittletzten Spieltag sperrangelweit offen. Nicht nur die eigenen zwei Punkte verhelfen der GWD in die mehr als günstige Ausgangslage, die gleichzeitigen Niederlagen der Kontrahenten aus Balingen-Weilstetten und Ludwigshafen verstärken den Glauben, auch im kommenden Jahr erstklassig mitspielen zu dürfen. ABER: eben nur fast. Es fehlt immer noch ein Punkt. Und wieder ABER, am kommenden Donnerstag reisen die Eulen aus Ludwigshafen an.
Trainer Frank Carstens sprach in der anschließenden Pressekonferenz von einem erneuten Endspiel das ansteht. Das aber betrifft in erster Linie die kommenden Gäste, die womöglich um ihre allerletzte Chance spielen. Zudem gelang es mit dem Spieltagsverlauf, auch an Balingen vorbeizuziehen. Keine Frage, Ludwigshafen reist beim Klammern am Strohhalm noch mehr zu einem persönlichen Finale an. Für die GWD gilt, nicht zu verlieren, um am kommenden Sonntag ganz entspannt nach Wetzlar zu fahren.
Aber vor der Rettung stand ja das Spiel gegen FrischAuf Göttingen an. Und das bedeutete für den Anhang vor Ort 60 Minuten starke Nerven zu haben. 2 Tore Vorsprung war das höchste der Gefühle, dass sich die Teams während der einen Stunde Spielzeit herausspielen konnten. Mit den Schwarzwäldern präsentierte sich ein Team, für dass es um nichts mehr ging, aber genauso frei versuchten die bis dato 8‑Platzierten aufzuspielen. Doch die Grün-Weißen hatten die Gäste aus der Universitätsstadt bestens einstudiert, und so wurde es über die volle Spiellänge ein Kampf auf Augenhöhe.
Den Mindenern kam der Spielverlauf nicht immer gelegen; zur Mitte der 1. Hälfte verteidigte FrischAuf stets seine Führung, die aber vom Heimteam ausgeglichen werden konnte. Bis knapp vor der Halbzeit, denn fast pünktlich mit dem Pausentee lag Göppingen erneut in Führung. Aber der enorme Kampfgeist von Dankersen lies sich dieses Mal nicht einschüchtern; als es 14:16 zu Gunsten der Turn- und Polizeigemeinschaft stand, halfen Wille, Können und ein wenig das Glück zur Wende. Die FAG lies sich dennoch nicht abschütteln, kämpfte sich immer wieder heran, und bescherte den Zuschauern eine Viertelstunde voller Gänsehaut.
Und das Zittern dauerte bis zum Schlusspfiff. Sekunden bis zur Schlusssirene, die letzte Chance der FAG landet auf der Latte. Erst jetzt gab es das Scheppern, denn unzählige Steine fielen vom Herzen. Die Freude in der Halle war mehr als verständlich. Und das Schwitzen drinnen hatte sich mehr gelohnt als das Schwitzen draußen. Doch es bleibt dabei. Ein Punkt fehlt noch. Ein Punkt aus zwei Spielen. Die Redaktion hat ebenfalls schon mal was im Kühlschrank kaltgestellt. Im Laufe der Woche sollte es geköpft werden. Dann gibt es ein Prosit für einen Verein, dessen soziales Engagement ohnehin erstklassig ist. Es wäre schön, wenn es die Sportler auch bleiben.