Nach etwas mehr als drei Wochen ist am vergangenen Sonnabend (17. Juli) der Kultursommer Bremerhaven 2021 mit einem friedlichen und gemütlichen Abschlussfest zu Ende gegangen. Ja, liebe Leser, und wir haben volles Verständnis dafür, wenn Sie die Frage stellen, ob das zu diesem Zeitpunkt passend war. Kann man ein fröhliches Fest veranstalten, wenn anderswo im Land Menschen derzeit um ihre nackte Existenz kämpfen, wenn die aktuellen Nachrichten sehr bedrückend und bewegend sind? Wer am Samstag am Holzhafen vor Ort war, der weiß, dass die Anwesenden gedanklich auch bei den Betroffenen waren, und ganz sicher noch sind.
Und wer sich von der Abschlussveranstaltung im Ortsteil Geestemünde ein Bild gemacht hatte, der weiß auch, es war zwar sehr festlich, es war aber auf keinen Fall eine überschäumende Party. Und wir wissen nicht, ob die Veranstalter wegen der bedrückenden Situation anderswo dass Programm in letzter Sekunde nochmal angepasst geändert hatten. Denn schließlich wussten nur ganz wenige, welch ein Angebot auf die Gäste wartete. Selbst wir haben uns auf das Spiel „Wundertüte“ eingelassen, und bekamen erst unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung einen Leitfaden in die Hand gedrückt.
Denn geworben wurde im Programm des Kultursommers mit der Überschrift „Vielseitiges und Überraschendes Kulturprogramm“. Über Details wurde aber auch hier geschwiegen. Und es war ein gelungener Nachmittag. Es war ein Nachmittag, der ganz jung, junge und jung gebliebene an den Holzhafen lockte. Der Holzhafen im Bremerhavener Stadtteil Geestemünde ist im Normalfall ein Ort der Erholung. Und das obwohl die Innenstadt von dort aus in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen ist, und eine Seite des Holzhafens sich direkt an einer mitunter belebten Fahrbahn befindet, ziehen sich die Bremerhavener hier gerne zurück.
Mit dem Zurückziehen auf diesem Gelände war es am Samstag natürlich nicht ganz so einfach, denn dafür war doch reichlich Andrang. Unter den bestmöglichsten Hygienekonzepten unterschieden sich die Besucher zwischen beabsichtigten Gästen sowie Spaziergängern, die hier wohl regelmäßig entlang gehen, und sich dann doch auf das einließen, was sich dort alles tat. Durch die Insel inmitten der Grünanlage mussten die Veranstalter das Abschlussfest zweiteilen, denn lediglich die überdimensionalen Bubbles durften als Kinderspaß ins Wasser.
So waren auf beiden Seiten je eine Bühne aufgebaut, die sich aber weder von der Lautstärke noch vom Programm in die Quere kamen. Bühne 1 bot Livemusik, die Bühne 2 lud mit Hip Hop, orientalischen und lateinamerikanischen Rhythmen zum Tanzen ein. Auf der Festmeile kam man zusätzlich an einen Zauberer vorbei, der durch Zauberhand Blumen erblühen ließ. Alfred ist sich sicher, dass das ganze Leben Physik ist, und mit dieser Überzeugung hat er die Erlebniswelt der Phänomenta vertreten.
Oder man machte sich schlau über geschliffenes Bernstein bei Sven-Tobias Schlaak, Inhaber der Firma „BernsteinGlück“. Er begeisterte die Besucher mit Arbeiten an und mit dem wertvollen Material. Der ADFC warb mit Fahrradtouren in und um die Weser. Das Pädagogische Zentrum e. V. setzte sich für mehr Miteinander ein, und versuchte mit spielerischen Elementen Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.
Das wohl sichtbarste Highlight setzte aber der gebürtige Belgier Elias. Der mittlerweile in Oldenburg lebende Künstler sorgte dafür, dass seine überdimensionalen Seifenblasen auf dem gesamten Festgelände zu sehen waren. Wenn er in Aktion trat, unterhielt er quasi das gesamte Publikum. Und dank des größtenteils sonnigen Wetters hatten ganz viele etwas von dieser Show, wenn die bunten, durchsichtigen Kugeln emporstiegen.
Und obwohl der Sommer kalendarisch ja noch zwei Monate andauert, ist die Veranstaltungsreihe im Rahmen des Kultursommers Bremerhaven zu Ende gegangen. Es bleibt der Stadt nur zu wünschen, dass bei so einer Vielfalt, die über drei Wochen geboten wurde – nach den monatelangen Lockdowns und Auftrittsverboten – durch diese Aktionen das Kulturleben der Seestadt wieder angeschoben wird. Kreativ sind die Menschen hier auf jeden Fall. So, wie das hier in dieser Stadt gefördert wird, sind wir auf die Weiterentwicklungen der Künstler gespannt, und erleben einige bald wieder, vielleicht schon beim Kultursommer Bremerhaven 2022?