Zwischen dem 21. Januar und dem 13. Mai liegen in Nicht-Schaltjahren in der Regel exakt 16 Wochen. Das ist auch 2023 genau so; dass gute für die ESC-Fans in und um Hannover – beide Tage fielen bzw. fallen in diesem Jahr auf einen Samstag. Dabei ist vor allem der 13. Mai ein gesetzter Feiertag für jeden Musikfreund. An diesem Tag konkurrieren im britischen Liverpool Interpreten aus 26 Nationen im größten Musikwettbewerb der Welt um die Ehre. Die exakte Teilnehmerzahl von 37 wird zuvor am 9. und am 11. Mai in zwei Semifinals auf 26 reduziert.
Doch bereits am vergangenen Sonnabend (21.1.) kam ein wenig ESC-Feeling auf. Nun hat ja die Veranstaltung "Ich höre was, das du nicht siehst", die in den Phonos-Büros nicht unbedingten Bezug zum Eurovision Song Contest. Das es dennoch zumindest im Vorfeld so war, liegt natürlich am Gastgeber. Dr. Irving Wolther – der Experte, der 2006 weltweit als erster über die bald 70jährige Geschichte der olympischsten aller Bühnen für Musiker promoviert hatte. Aber auch an einigen Gästen, deren Herzen ebenfalls im 12points Rhythmus schlagen. In der aktuell angelaufenen Vorentscheidungssaison waren vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung bestehende, aber auch möglich kommende Kandidaten für die Show im Mai Gesprächsthema.
"Ich höre was, das du nicht siehst – Teil 2". Richtig, Teil 2, denn bereits am 3. Dezember gab es einen ersten Gedankenaustausch über das Empfinden bzw. die Vorstellungskraft beim Hören von Musik. Nach der Begrüßung von Dr. Wolther übernahm die Pianistin Marina Baranova das Programm. Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin war ebenfalls, wie einige Gäste vor Ort, sieben Wochen zuvor dabei. Auch diese Mal galt, vor dem Brunch musste erst geraten werden. In einem Hinterraum erklang ein Instrument live, ohne dass der Interpret zu sehen war. Ein Mitrater erkannte sofort – es ist eine Bratsche.
Zum Vorschein kam ein gutgelaunter junger Mann namens Yannick Hettlich. Ein Musiker, der durch seine Zugehörigkeit zum Orchester im Treppenhaus und durch seine Teilnahme an der UNESCON 2019 ebenfalls zum Song Contest-Fan geworden ist. Nach seiner Vorstellung gab es zunächst ein Solostück, dass ursprünglich für ein Violincello komponiert wurde. Es machte Appetit auf den noch anstehenden Brunch, und auf noch mehr Musik. Der Tisch war bereits gedeckt, der Kaffee oder andere muntermachende Getränke eingeschenkt, doch gespeist wurde noch lange nicht. Denn vor dem leiblichen Genuss hat der Dr. Eurovision sowie Pianistin Baranova noch ein unterhaltendes Spiel gesetzt.
Angelehnt an das Gesellschaftsspiel "Dixit" dass im Lena-Jahr 2010 als bestes Unterhaltungsspiel ausgezeichnet wurde, konnte jeder selbst mit Denken glänzen oder aber auch die anderen Gäste in die Irre führen, dass ganze mithilfe der Motivkarten aus dem Originalspiel. Ob man Recht hatte oder nicht – es führte zu einer interessanten Unterhaltung über die Bilder, die sich jeder zu dem Gehörten machte. Abgesehen davon, dass man nicht wie im Original dass Spielbrett um Siegpunkte zog, blieben, wenn auch wertungslos, die Regeln identisch.
Dann endlich durfte gebruncht werden, aber auch beim Verzehren des leckeren mittäglichen Frühstücks blieb die gemeinschaftliche Unterhaltung musikalisch. Z.B.: wurde über unterschiedlichste Wahrnehmungen von Musik diskuttiert; offenbar gibt es dabei Unterschiede im Alter oder auch bei der Herkunft. Bereits Babys reagieren auf den Gesang der Mutter. Regional typische Klänge werden von den Einheimischen, die einen gewohnten Sound ihrer Heimat entwickelt haben anders wahrgenommen, während Menschen, die wegen ihrer Herkunft diese Musik mitunter als befremdlich bezeichnen.
Montagsmaler am Samstag Vormittag – auch dass gab es im Büro Phonos. Und natürlich war der Zeichenstift auch dieses Mal die Bratsche. Reihum wurden Begriffe gesammelt, die Yannick Hettlich dann musikalisch so umwandeln sollte, dass die darin eingearbeitete Emotion von allen anderen erraten werden sollte. Dabei war Hettlichs besondere Begabung zu erkennen, denn schließlich konnte er ja nicht ahnen, welche Begriffe auf ihn zukommen sollten. Musikalisch typische Motive wie Liebe, Euphorie oder Meeresrauschen hätten sicherlich ganz viele Musiker umzusetzen gewusst. Aber Chaos oder Impregnierspray? Auch auf diese Nennungen wusste der Könner ganz tolle Lösungen.
Tja, und dann kam es bereits zum musikalischen Rausschmeißer, Hettlich spielte für alle eine G‑Suite in Dur von Johann Sebastian Bach. Die eingeplanten 3 Stunden verflogen im musikalisch-harmonischen wie im spielerischen Rausch, doch Yannick Hettlichs eigener Zeitdruck machten Überstunden zunichte. Wer den genialen und sympathischen Musiker einmal zusammen mit seinem Orchester live erleben möchte, hat z.B.: am kommenden Freitag (27.1.) im Sprengel-Museum die Gelegenheit, dann gibt es dort in Niedersachsens Landeshauptstadt "Dein persönliches Notfall-Konzert".
Ansonsten freuen sich schon alle auf "Ich höre was, das du nicht siehst – Teil 3". Zwischen den ersten beiden Ausgaben lagen 7 Wochen. Ich tippe – aber es ist jetzt nur ein Tipp von mir – dass angesichts der in den kommenden Wochen immer mehr werdenden nationalen Vorentscheidungen zum Eurovision Song Contest, dass die nächste Veranstaltung in der zweiten Märzhälfte liegt. Sollte dem so sein, dann ist nicht nur in, sondern auch vor dem Phonos-Büro Frühling. Und sollte das Wetter draußen nicht mitspielen – egal, die gute Laune drinnen trickst auch das locker aus.
Fotos & Text.: Hari Januschke