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Dieser Ausflug brachte das Glas zum Schmelzen

Wie viele Jugend­liche, die kurz vor der Berufs­wahl stehen, kann man in der heutigen Zeit noch für das Handwerk begeistern?

Rechnen wir einige Jahr­zehnte zurück, so war das sicher­lich einfacher als 2019. Berufe wie Schreiner, Schlosser oder Hufschmied stehen nicht mehr so im Vorder­grund. Die Chancen, Teenager doch vom Hand­werken zu über­zeugen, könnte man ja viel­leicht steigern, indem es ihnen direkt vorge­führt oder besser noch zum Selber­ma­chen angeboten wird?

Hand­werk­li­ches Arbeiten ist für die Jugend­li­chen in der Jugend­werk­statt Weyhe eigent­lich kein Fremdwort. Zu der weiter­bil­denden Quali­fi­ka­tion gibt es in der EU-gestützten Einrich­tung eine Tisch­lerei, in der der Berufs­nach­wuchs sich an Holz und Hobel auspro­bieren kann. Dennoch orga­ni­sierte das Personal der Werkstatt einen vorweih­nacht­li­chen Ausflug, in der die jungen Menschen um eine weitere hand­werk­liche Erfahrung reicher geworden sind.

Ziel des Ausflugs fünf Tage vor Heilig­abend war die Glas­ma­nu­faktur Borgardt in Bremen-Neustadt. Eine kleine Gruppe von Teil­neh­mern und Mitar­bei­tern wurde von der Inhaberin Irene Borgardt freund­lich empfangen. Und auch ein wenig feierlich –  denn die Manu­faktur hatte im auslau­fenden Jahr 2019 einen beson­deren Grund zum Feiern: Seit 25 Jahren stellt sie Geschenke und nützliche Dinge her, allesamt aus Glas.

Es war ein viel­sei­tiger Ausflug in die Welt der Glas­be­ar­bei­tung. Zum einen konnte man respekt­voll schmun­zeln, wenn man gesehen hat, wie viel liebe­voller Schnick­schnack aus Glas herge­stellt werden kann. Zum anderen erhöhte sich der Respekt um einiges, wenn man sah, wie viel Arbeit, Finger­spit­zen­ge­fühl und Hand­werks­kunst für die Herstel­lung der einzelnen Produkte nötig ist.

Irene Borgardt führte einige Produkte vor, und zeigte anschlie­ßend, wie die Herstel­lung einer einzelnen Kugel funk­tio­niert. Das ganze mit einem Stück Glas, dass, bevor dieses in eine Flamme kam, überhaupt nicht nach einer Kugel aussah. Anschlie­ßend durften alle Anwe­senden selbst ihr Talent beweisen. Je nach Begabung entstanden nach Glas­schmelzen und Aufblasen in der Größe unter­schied­liche Kugeln, aber keiner hatte sich blamiert, denn die Kugeln eigneten sich allesamt als liebe­volles Andenken. Für sich selbst oder zum Weiterverschenken.

Zum Abschluss wagte sich die Inhaberin an eine größere Heraus­for­de­rung: Sie stellte einen kleinen Hund aus Glas her. Dabei erzählte Irene Borgardt, dass sie trotz ihrer Erfahrung weiterhin hoch konzen­triert bleiben muss. Denn auch nach einem Vier­tel­jahr­hun­dert kann so manches bei der Produk­tion schief gehen – bei dieser Arbeit käme es eben auf die Fein­heiten an.

In dem Unter­nehmen, das in Bremen-Neustadt im Bunten­stein­torweg seinen Sitz hat, findet noch bis zum Heiligen Abend eine Ausstel­lung statt, bei der einige Produk­tionen wie zum Beispiel die Bremer Stadt­mu­si­kanten oder andere kleine Tiere zu sehen sind. Dabei macht es auch nichts, dass der Betrieb nicht immer geöffnet ist, da diese Ausstel­lung in einem Schau­fenster aufgebaut wurde, und man sich die Exponate sogar bei einem Sonn­tags­spa­zier­gang anschauen kann.

Es war ein hoch­in­ter­es­santer Ausflug an diesem 19. Dezember, und dass nicht nur für die jungen Menschen, für die der Ausflug in erster Linie orga­ni­siert wurde. Gelernt haben an diesem Vormittag alle Anwe­senden ein wenig. Und Irene Borgardt darf durchaus bewundert werden. Das was sie herstellt, geschieht aus Über­zeu­gung. Und nach 25 Jahren auch mit sehr viel Liebe. Das sieht man ihren Produkten an.