Corona Bericht Titel

Corona-Pandemie: Über das „Neue Normal“

Jonathan-Borba - unsplash - maskierte Familienfeier
Will­kommen in der „neuen Norma­lität“ – © Jonathan Borba / unsplash.com

Nein, normal ist in diesem Jahr überhaupt nichts. 2020 ist einzig­artig. Still­stand und radikaler Umbruch zugleich. Man versucht das Beste aus der Situation zu machen. Manche betonen die positiven Seiten des Ausnah­me­zu­stands. Endlich mehr Zeit für die Familie. Auch mehr Raum für Reflexion und Müßiggang, für Hobbys und Leiden­schaften, die irgend­wann im stres­sigen Alltag verloren gingen. Eine Chance, das eigene Leben – wenn nicht gleich die ganze Gesell­schaft – neu zu denken. Vieles kann und soll von jetzt an besser werden. Und mensch­li­cher. Und offener. Jede Kata­strophe, meinen sie, bringt auch die Chance für einen neuen Anfang mit sich.

Die Wirt­schaft trägt ihren Teil dazu bei, diese Botschaft unters Volk zu bringen. Coca Cola zum Beispiel. Der Brause-Gigant aus Atlanta im US-Bundes­staat Georgia erfrischt die Corona-müde Welt derzeit mit einer groß­an­ge­legten Werbekampagne.

In einem Spot preist der dauer­lä­chelnde Wort­künstler „George the Poet“ die heiteren Aspekte der Pandemie an: „Social Distance ist gut gegen miese Energie und Humor ist das Ding.“ – das sagt er in der recht frei über­setzten deutschen Version. Und: „Ich glaube an die Kraft, die unser Essen, unsere Musik hat. Hey, ich bin kein Tänzer, aber für dich fühle ich den Rhythmus, tanz für dich, und ich trag dich auf Händen – in unseren eigenen vier Wänden!“

Welt im Wandel

Die Kern­bot­schaft des zeitgemäß auf Diver­sität und Femi­nismus („Ich bin stark wie 'ne Frau, kapiert?“) getrimmten Spots ist einfach: „Wer sagt, wir müssen zurück zum Normal, überhaupt Zurück? Was, wenn unser Normal etwas Neues ist und das Alte einfach nicht mehr passt?“

Andere Menschen sind da weniger opti­mis­tisch. Sie bangen um ihre Arbeits­plätze, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz, mussten ihr Geschäfte aufgeben, sind in Kurz­ar­beit oder wurden bereits gekündigt. Unsi­cher­heit und Angst vor der Zukunft bestimmen ihren Alltag. Sie leben von ihren Reserven, und empfinden das in den Medien oft kolpor­tierte Bild einer schönen neuen Welt und des angeblich überall zele­brierten gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts, nur noch als zynische Realsatire.

Klar ist, dass hier und jetzt etwas Großes passiert. In Deutsch­land, Europa und der Welt. Und dass sich noch gewal­ti­gere Verwer­fungen ankün­digen. Es ist ein wenig wie in „Der alte Mann und das Meer“. Dieser Moment, in dem der alte Fischer der Größe des mächtigen Speer­fi­sches gewahr wird, wenn dieser zum ersten Mal unter dem Boot hindurch­taucht und das Wasser sich verdun­kelt, als er seinen gigan­ti­schen Schatten an die Ober­fläche wirft.

… Jahr 2020 … die überleben wollen …

Also, was bedeutet dieses „Neue Normal“ eigent­lich? Bedeutet es, dass wir ab jetzt insgesamt soli­da­ri­scher sind? Wir änderten bereits unseren kollek­tiven, gesell­schaft­li­chen Lebens­stil – aus Liebe zu und Soli­da­rität mit den Schwä­cheren. Alte und Kranke, die schwere gesund­heit­liche Schäden erleiden, oder gar an der Infektion mit dem Virus sterben können. Und aus Angst vor der Bestra­fung bei Fehl­ver­halten. Anders gefragt: Ist es ab dem Jahr 2020 ganz normal, wenn breite Teile der Bevöl­ke­rung weit­ge­hend wider­spruchslos die schwersten Eingriffe in unsere Grund­rechte seit dem Zweiten Weltkrieg hinnehmen? Wenn viele aufgrund der zeitlich nicht begrenzten, oft will­kür­lich anmu­tenden staat­li­chen Maßnahmen, sehenden Auges hilflos in den finan­zi­ellen Ruin taumeln … ist das noch normal?

Ist es ab jetzt allge­meiner gesell­schaft­li­cher Konsens, wenn in unde­mo­kra­ti­scher Manier kritische Stimmen unter­drückt, ignoriert, verächt­lich und mundtot gemacht werden als „Covidioten“?

Wenn in einer angeblich offenen Gesell­schaft all ihre Argumente in die Schublade mit der Aufschrift „Verschwö­rungs­theo­rien“ gesteckt werden? Ist es in unseren Breiten bereits Common Sense, quer­den­kende Demo­kraten und Kritiker der Maßnahmen generell und öffent­lich­keits­wirksam als „Aluhüte“ und „Nazis“ zu labeln?

Teilen und Herrschen

Ist es ande­rer­seits gelebte neue Norma­lität, dass sich viele Bürger und Bürge­rinnen – in den Echo­kam­mern des Internets ideo­lo­gisch gestählt – nicht einmal mehr die Mühe machen, die offi­zi­ellen Fakten zu checken, bevor sie wutschäu­mend in den „Wider­stand“ gehen? Während sie den in ihren eigenen Kreisen zirku­lie­renden Thesen blind vertrauen? Und selbst­ver­ständ­lich immer gegen „die da oben“ sind?

Keiner weiß, wann dieser perma­nente Ausnah­me­zu­stand vorbei sein wird. Bill Gates, zweit­reichster Mann der Welt, und dank der finan­zi­ellen Zuwendung seiner „Bill & Melinda Gates Stiftung“ an zahl­reiche Pharma-Unter­nehmen, sowie staat­li­chen, über­staat­li­chen und privaten Stif­tungen stark in die Gescheh­nisse invol­viert, spricht von Ende 2021. Eine Horror­vor­stel­lung. Und wird der vom Welt­wirt­schafts­forum avisierte (und von vielen unab­hän­gigen Medien scharf kriti­sierte) „Große Reset“ der weltweit ange­schla­genen Wirt­schaft wieder auf die Beine helfen? Wird die neue Ordnung die Gesell­schaften insgesamt besser und gerechter machen? Wie wird unsere Welt nach dem Ende der Pandemie aussehen?

In Ermang­lung einer Kris­tall­kugel, bleibt wohl vorerst nur die eine Option: Unser jewei­liges Leben so gut und frei wie möglich zu gestalten, und dabei aufmerksam und vorsichtig zu bleiben. In mehr als einer Hinsicht.