„… morgen kann alles vorbei sein. Jetzt oder nie, das hier wird unsere Zeit sein.“ Mit diesen musikalischen Worten, die seit Beginn des Jahres im aktuellen Charterfolg von Helene Fischer zu hören ist, versuchte die GWD Minden vor dem Heimspiel gegen die Turngemeinde (MT) Melsungen alle Beteiligten zum Ärmel hochkrempeln zu bewegen. Die Devise laut der beliebten Popsängerin ist mit dem Spielende sogar verschärfend zu sehen. Auch nach dem dritten Spiel des Jahres wartet Dankersen auf den Sieg 2022, und steht leider weiter als Schlusslicht in der Tabelle da.
Beim 22:26 am vergangenen Donnerstag gegen die Vertreter aus dem nördlichen Hessen schien die Grün-Weiße Mannschaft die Liedzeilen zumindest in den ersten 20 Minuten verinnerlicht zu haben. Die Abwehrarbeit der Ostwestfalen leistete meisterliches, und Melsungen musste bis zur 7. Spielminute warten, ehe „Die Roten“ einen eigenen Treffer bejubeln konnte. Der Vorwärtsdrang der Heimmannschaft ließ dazu das eigene Spielergebnis auf 8:4 anwachsen. Die GWD befindet sich zwar ganz am Tabellenende, aber nicht abgeschlagen am Tabellenende. Denn etwas Mut machend bleibt festzustellen, dass – solange die GWD in Führung war – sich das Team in der Blitztabelle auf Rang 16 wiederfand.
Dort war Minden auch nach 19 Minuten, als Niclas Pieczkowski zum 9:6 traf. Was die 932 Zuschauer nicht ahnen konnten war, dass dies bis zum Halbzeitpfiff der letzte Treffer sein sollte. Der letzte Grün-Weiße jedenfalls, denn die MT nutzte wie selbstverständlich die plötzliche Treffunsicherheit der GWD aus. Dabei gelang es den Hessen, bis zur Pause das Speil zu drehen, und in eine 11:6‑Führung zu verwandeln. Die Gäste, die mit Nationalspieler Kai Häfner angetreten sind, hatten neben dem Routinier eine weitere verlässliche Quelle. Nebojša Simić im Tor Melsungens zerrte mit souveränen Paraden zusätzlich am Nervenkostüm des Abstiegskandidaten.
In der zweiten halben Stunde begannen die Feldspieler Melsungens zu zocken. Rund 20 Minuten ließen sie Minden anrennen was das Zeug hielt. In dieser Zeit gelang es der GWD, die Begegnung offener zu gestalten, wobei sogar zweimal der Ausgleich gelang. Aber die Gäste – die sich ja aktuell Hoffnungen auf einen Tabellenplatz Richtung Europa League machen – zeigten, dass sie auch genau dorthin wollten.
Die Nerven spielten – je weiter es in Richtung Juni und auf den Spieltag 34 zugeht – da offenbar gerne einen Streich. So kassierte Trainer Frank Carstens, den wir als ausgeglichenen und friedfertigen Menschen kennen, nach einer Diskussion mit dem Schiedsrichtergespann leider auch noch eine gelbe Karte. Endgültig spielentscheidend war aber sieben Minuten vor dem Ende der Platzverweis gegen Lucas Meister, als Melsungen noch mit drei Toren Vorsprung führte.
„Jetzt oder nie“ – angesichts des demnächst bevorstehenden Spiels in Flensburg wird Helene Fischers Herausforderung immer mehr zum Tanz auf dem dünnen Seil. Doch der Blick auf die Tabelle verrät: Erstligahandball 2022/23 in der KAMPA-Halle ist nach wie vor möglich. Die tolle konzentrierte Leistung der ersten 20 Minuten darf auch gerne mal auf eine komplette Stunde ausgeweitet werden.
Aber – unabhängig davon, in welcher Liga sich Dankersen in der kommenden Spielzeit wiederfinden wird – das Herz des Vereins bleibt nie auf der Strecke. So wurde vor Beginn der Partie auch an Siegfried Nolte erinnert,
der seit den 60-er Jahren als Vorstand, Spartenleiter, Pressereferent und Archivar im Verein GWD Minden tätig war. Als Träger der Goldenen GWD-Ehrennadel verstarb er leider Anfang Februar 2022 mit 90 Jahren. Er werde als „Gedächtnis des Vereins“ eine große Lücke hinterlassen, gerade auch durch seine langjährige Arbeit als Repräsentant des GWD Minden.