Prof. Dr. Volker Busch-Geertsma während der Präsentation. Er stellte die Zahlen vor, die mithhilfe der GISS zum Stichtag 31. Januar 2022 ermittelt wurden

Akti­ons­bündnis zieht große Bilanz

Zum 12. aber auch zum letzten Mal tagte 2022 am Tag vor Nikolaus das Bremer Akti­ons­bündnis "Menschen­recht auf Wohnen". In wenigen Wochen geht es für die fleißigen Aktiven für mehr soziale Gerech­tig­keit somit in das 11. Jahr. Mit 2022 endet auch ein Jahr, dass gespickt war mit Beson­der­heiten. Da war u.a. das 10jährige Bestehen des Bünd­nisses, das mit einer gemein­samen Runde im DGB-Haus begangen wurde. Im Mai tagten die Enga­gierten für ein Wochen­ende in Rotenburg an der Wümme.

2022 konnte natürlich nicht irgendwie zu Ende gehen. Zu Gast unter den Akteuren war dieses mal in der Evan­ge­li­schen Frie­dens­kirche Prof. Dr. Volker Busch-Geertsema. Der Projekt­leiter der Gesell­schaft für inno­va­tive Sozi­al­for­schung und Sozi­al­pla­nung e.V. präsen­tierte Ergeb­nisse, die aufgrund von Unter­su­chungen zur Obdach- und Wohnungs­lo­sig­keit bassieren. Die Resultate wurden im Zuge des jähr­li­chen Stichtags, dem 31. Januar . der Tag, an dem die Zahlen von derzei­tigen Wohnungs- und Obdach­losen Menschen vorge­stellt werden – ermittelt.

Die Zählungen, die auf die Angaben der 415 Insti­tu­tionen beruhen, in denen Wohnungs­lose Menschen Schlaf und Schutz suchen, ergaben, dass mit einschliess­lich Nach­zäh­lung bis zum 7. Februar 2022 circa 217.000 Menschen ohne eigene Wohnung in Unter­künften leben. Schät­zungen, dass die Zahl höher liegen müsste, lagen der Statistik ebenfalls bei. Das ergibt sich aus der vermu­teten Zahl der verdeckt wohnungs­losen (also jenen, die bei Verwandten bzw. Freunden unter­ge­kommen sind). Mit dieser Eischät­zung liegt die Zahl der Betrof­fenen bei 263.000 in Deutschland.

Die exykten Zahlen werden wir in Bälde hier gesondert aufführen. Was hier nicht erwähnt werden konnte, ist die Zahl der Menschen, die wirt­schaft­lich am Rande bzw. unterhalb des Exis­tenz­mi­ni­mums leben. Jeder dieser 263.000 Menschen ist ein Wohnungs­loser zuviel. Aber die aktuelle Situation mit den immer noch nicht geklärten Coro­narück­zah­lungen sowie der derzei­tigen Inflation dürfte unzählige weiter an den Rand gedrückt haben. Sollte die Politik nicht schnellst­mög­lich die notwen­digen Hebel in Bewegung setzen, so befürchten wir für die nächste Bilanz schlimmes.

Mitunter ist es an einigen Stellen zu erkennen; insbe­son­dere wer in Bremen mit der Deutschen Bahn anreist. Die Situation am Haupt­bahnhof der Hanse­stadt ist zu einem Dauer­thema geworden. Obdach­lose Menschen, die derzeit versuchen, Unter­schlupf in dem Gebäude zu finden, erleiden zunehmend Repres­sionen, nicht selten auch durch Poli­zei­be­amte. Des weiteren gibt es im Akti­ons­bündnis Über­le­gungen, sich über die Gründung einer Gruppe zum Thema Frauen in der Wohnungslosigkeit.

Und damit geht auch das Akti­ons­bündnis in eine Feier­tags­pause, um sich am 9. Januar 2023 dann erstmals im neuen Jahr auszu­tau­schen. Laut der poli­ti­schen Logik beginnen dann die letzten sieben Jahre der Wohnungs­lo­sig­keit. Denn mit dem 1. Januar 2030 soll es das nicht mehr geben. So will es die EU, so will es der Bundestag, so wollen es einige euro­päi­sche Regie­rungen ebenfalls.

Fotos & Text.: Hari Januschke