Mit der ersten Tagung in der Friedensgemeinde hat auch für das Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen das Jahr 2023 begonnen. Nach dem runden Geburtstag im zurückliegenden 2022 sind die Bremer alles andere als müde in das 11. Jahr gestartet. Moderator Jens Rathgeber befürchtete zunächst eine überschaubare Teilnehmerzahl zum monatlichen Austausch, aber trotz vieler, zum Teil gesundheitlicher Absagen nahmen 17 Bündnisfreunde am Schlagabtausch teil. Auch soll es beim ertsen Montag im Monat bleiben; lediglich der zurückliegende Termin wurde Neujahrsfreundlich um eine Woche verschoben.
Wenig weihnachtliche Pause gönnten sich jene, die die Ausstellung in der Kirche Lieben Frau vorbereiten. Nach aktuellem Stand haben Besucher die Gelegenheit, in der Zeit vom 20. Februar bis zum 3. März eine Bildergalerie anzusehen, die als Dokumentation zum 10jährigen Bestehen des Bündnisses erstellt wurde. Am 26. Februar findet ab 10 Uhr dazu ein Gottesdienst statt, der sich explizit mit der Armutslage in Bremen befassen will. Einen Tag später, am 27.2. gibt es zusätzlich eine Winterkirche.
Unter den 4 gegliederten Tagespunkten zählte, wie in den letzten Monaten auch das Dauerthema über die Situation am Hauptbahnhof. Für die betroffenen Menschen, die in ihrer Notlage jede Art von Schutz vor Kälte, Hunger oder auch gewalttätigen Übergriffen suchen ist die Lage selbst am unübersichtlichsten. In den Tagen vor und nach den Feiertagen konnten wir uns des öfteren ein Bilde machen. Mittlerweile erörtern aber auch selbst Aktionsmitglieder, die von ihrer sozialen Lage am ehesten sich in die Situation jener Menschen, die sich dort längerfristig aufhalten, wie unangenehm und vor allem unsicher sie selbst einen Aufenthalt um dieses Gebiet empfinden. Für die Zukunft dürfte die Arbeit der Bremer Polizei nicht einfacher werden, das der dortige Szenetreff geschlossen wurde.
Neben den geplanten Tagespunkten wurde von Hannah Beering ein interessantes Positionspapier vorgestellt. Unter der Überschrift "Die Bürgerwohnung" verbirgt sich eine Idee, die bei Realisierung unzähligen Menschen aus bzw. vor der Wohnungslosigkeit bewahren könnte. Angelehnt an den Begriff Bürgergeld, soll bei der Bürgerwohnung u.a
- die Miete mindestens 20% unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen
- alternativ eine Vermietungzur jeweils aktuellen Miete für geförderte Sozialwohnungen
- oder eine Vermietung zur Kostenmiete zuzüglich eines moderaten Aufschlags von höchstens 5%
- eine dauerhafte Bindung möglich sein
- Steuerfreie Einnahmen aus der Vermietung
Hannah Beering erhofft sich, dass durch die Bürgerwohnung und der damit verbundenen Steuerfreiheit die Vermietung auch für Vermieter attraktiv gestaltet ist, und die Vermietung die staatliche Daseinsfürsorge ersetzen kann. Dieses Positionspaier konnten wir bei dem Tags darauf begonnenen Koordinierungstreffen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. in Freistatt vorstellen, die Resonanz war überwiegend positiv.
Das Aktionsbündnis, so gewinnt man vor Ort den Eindruck, scheint zu Beginn ihres zweiten Jahrzehnts ihres Bestehens noch mehr die Ärmel hochzukrempeln. Aus gutem Grund auch, denn am 14. Mai wird im kleinsten Bundesland gewählt. Und seit dem 1. Januar zählen wir mittlerweile nur noch 7 Jahre. Laut dem Zielversprechen der Vereinten Nationen gibt es dann innerhalb der Europäischen Nation keine Wohnungslosigkeit mehr. Dasselbe Ziel hat mittlerweile auch die Bundesregierung. Das macht die Wahlprogramme der nächsten Zeit nur noch interessanter . Hoffentlich
Fotos & Text.: Hari Januschke & Thomas Müller-Risse