Prof. Dr. Volker Busch-Geertsma während der Präsentation. Er stellte die Zahlen vor, die mithhilfe der GISS zum Stichtag 31. Januar 2022 ermittelt wurden

Akti­ons­bündnis eröffnet Jahr Nr.11

Mit der ersten Tagung in der Frie­dens­ge­meinde hat auch für das Akti­ons­bündnis Menschen­recht auf Wohnen das Jahr 2023 begonnen. Nach dem runden Geburtstag im zurück­lie­genden 2022 sind die Bremer alles andere als müde in das 11. Jahr gestartet. Moderator Jens Rathgeber befürch­tete zunächst eine über­schau­bare Teil­neh­mer­zahl zum monat­li­chen Austausch, aber trotz vieler, zum Teil gesund­heit­li­cher Absagen nahmen 17 Bünd­nis­freunde am Schlag­ab­tausch teil. Auch soll es beim ertsen Montag im Monat bleiben; lediglich der zurück­lie­gende Termin wurde Neujahrs­freund­lich um eine Woche verschoben.

Wenig weih­nacht­liche Pause gönnten sich jene, die die Ausstel­lung in der Kirche Lieben Frau  vorbe­reiten. Nach aktuellem Stand haben Besucher die Gele­gen­heit, in der Zeit vom 20. Februar bis zum 3. März eine Bilder­ga­lerie anzusehen, die als Doku­men­ta­tion zum 10jährigen Bestehen des Bünd­nisses erstellt wurde. Am 26. Februar findet ab 10 Uhr dazu ein Gottes­dienst statt, der sich explizit mit der Armuts­lage in Bremen befassen will. Einen Tag später, am 27.2. gibt es zusätz­lich eine Winterkirche.

Unter den 4 geglie­derten Tages­punkten zählte, wie in den letzten Monaten auch das Dauer­thema über die Situation am Haupt­bahnhof. Für die betrof­fenen Menschen, die in ihrer Notlage jede Art von Schutz vor Kälte, Hunger oder auch gewalt­tä­tigen Über­griffen suchen ist die Lage selbst am unüber­sicht­lichsten. In den Tagen vor und nach den Feier­tagen konnten wir uns des öfteren ein Bilde machen.  Mitt­ler­weile erörtern aber auch selbst Akti­ons­mit­glieder, die von ihrer sozialen Lage am ehesten sich in die Situation jener Menschen, die sich dort länger­fristig aufhalten, wie unan­ge­nehm und vor allem unsicher sie selbst einen Aufent­halt um dieses Gebiet empfinden. Für die Zukunft dürfte die Arbeit der Bremer Polizei nicht einfacher werden, das der dortige Szene­treff geschlossen wurde.

Neben den geplanten Tages­punkten wurde von Hannah Beering ein inter­es­santes Posi­ti­ons­pa­pier vorge­stellt. Unter der Über­schrift "Die Bürger­woh­nung" verbirgt sich eine Idee, die bei Reali­sie­rung unzäh­ligen Menschen aus bzw. vor der Wohnungs­lo­sig­keit bewahren könnte. Angelehnt an den Begriff Bürger­geld, soll bei der Bürger­woh­nung u.a

  • die Miete mindes­tens 20% unter der orts­üb­li­chen Vergleichs­miete liegen
  • alter­nativ eine Vermie­tungzur jeweils aktuellen Miete für geför­derte Sozialwohnungen
  • oder eine Vermie­tung zur Kosten­miete zuzüglich eines moderaten Aufschlags von höchstens 5%
  • eine dauer­hafte Bindung möglich sein
  • Steu­er­freie Einnahmen aus der Vermietung

Hannah Beering erhofft sich, dass durch die Bürger­woh­nung und der damit verbun­denen Steu­er­frei­heit die Vermie­tung auch für Vermieter attraktiv gestaltet ist, und die Vermie­tung die staat­liche Daseins­für­sorge ersetzen kann. Dieses Posi­ti­ons­paier konnten wir bei dem Tags darauf begon­nenen Koor­di­nie­rungs­treffen der Selbst­ver­tre­tung wohnungs­loser Menschen e.V. in Freistatt vorstellen, die Resonanz war über­wie­gend positiv.

Das Akti­ons­bündnis, so gewinnt man vor Ort den Eindruck, scheint zu Beginn ihres zweiten Jahr­zehnts ihres Bestehens noch mehr die Ärmel hoch­zu­krem­peln. Aus gutem Grund auch, denn am 14. Mai wird im kleinsten Bundes­land gewählt. Und seit dem 1. Januar zählen wir mitt­ler­weile nur noch 7 Jahre. Laut dem Ziel­ver­spre­chen der Vereinten Nationen gibt es dann innerhalb der Euro­päi­schen Nation keine Wohnungs­lo­sig­keit mehr. Dasselbe Ziel hat mitt­ler­weile auch die Bundes­re­gie­rung. Das macht die Wahl­pro­gramme der nächsten Zeit nur noch inter­es­santer . Hoffentlich

 

Fotos & Text.: Hari Januschke & Thomas Müller-Risse