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Lord Of The Losts siegen für den guten Zweck

Heute in drei Wochen, da wissen wir es ganz genau. Wer ist der Sieger des 67. Eurovison Song Contest, und damit Nach­folger des Kalush Orchestra. In gut zwei Wochen treffen und duel­lieren sich Musiker, Sänger, Bands, Kompo­nisten, Texter und Dele­ga­tion aus 37 Nationen  im briti­schen Liverpool beim weltweit größten Musik­wett­be­werb. Schon jetzt ist der gesamte Kontinent gerüstet, und fiebern dem 9., 11.. und dem 13. Mai entgegen. Die heiß­blü­tigsten Fans können es jetzt schon nicht mehr erwarten. In vielen regio­nalen Veran­stal­tungen werden daher schon mal fleißig Punkte verteilt.

Der unserem Magazin mitt­ler­weile bestens vertraute Dr. "Euro­vi­sion" Irving Wolther lud Musik­lieb­haber ebenfalls zu einer Preview­show ein. Für uns ging es wieder einmal in Nieder­sachsens Landes­haupt­stadt Hannover. Genauer in den Saal der Ada- und Theodor-Lessing-Volks­hoch­schule. Dort genossen wir gemeinsam mit  Musik­lieb­ha­bern einen Musik­un­ter­richt auf dem aller­höchsten Niveau. Und dort sollte ein gemein­samer Sieger aus dem Teil­neh­mer­feld des kommenden ESC gefunden werden; natürlich ohne Auswir­kungen auf das dann tatsäch­liche Endergebnis am 13. Mai.

Das der ESC immer eine gute Sache ist, und die European Broad­cas­ting Union niemanden mit fried­li­chen Absichten von dieser Veran­stal­tung ausschließt. Beim ESC-Preview in Hannover erfüllte der unter­halt­same Abend zusätz­lich einen guten Zweck. Der Eintritt war frei, aber die Gastgeber setzten auf einen frei­wil­ligen Geldfluß. Mit den Einnahmen wurde die Orga­ni­sa­tion Muamma LGBT-Plus unter­stützt. Selbige verwenden die Mitglieder, um den Über­le­benden aus dem verhee­renden Erdbeben vom 6. Februar d.J. , dass sich in der Türkei sowie in Syrien zuge­tragen hat, zukommen zu lassen. Die Spen­den­be­reit­schaft der ESC-Fans ließ mit circa 1000 €uro das Leid der Betrof­fenen in den Gebieten ein wenig mildern. Die Spender erhielten dazu ein Präsent; ein vom Doktor Euro­vi­sion höchst­per­sön­li­ches signiertes Buch aus seinem liter­aschen Schaffen. Die Werke "Conchita Wurst – Backstage" oder "Die ganze Welt des Song Contests". Die  Geschichten rund um das schönste Hobby können auch Sie über das Phonosbüro in Hannover oder auch über den Online-Handel erwerben.

Wenige Veran­stal­tungen wagen den Schlitt­schuh­lauf, einen Spagat hinzu­legen, der eine so tragische Geschichte mit der Unter­hal­tung verbindet – beim ESC klappt es stets reibungslos, das eine zu Genießen und zu Feiern, um in der Gemein­schaft für andere stark zu sein. Das klappte auch beim Preview-Abend ohne Probleme. Beim filmi­schen Vortrag der zwei Studenten aus Marmara wurde es bewegend still im Saal; bei der anschlie­ßenden Präsen­ta­tion der 37 Beiträge zum dies­jäh­rigen Euro­vi­sion Song Contest natürlich nicht mehr. Es wurde mitge­sungen, mitge­tanzt, aber auch mitge­fie­bert. Und alle gaben sich Mühe, die Chancen eines jeden einzelnen Beitrags für Liverpool einzuordnen.

Hierzu wurden die Songs und deren Kandi­daten von Dr. Irving Wolther ange­kün­digt, ebenso wurde in die ESC-Historie der einzelnen Teil­neh­mer­länder geblät­tert. Die Beiträge wurden in der englisch­spra­chigen alpha­be­ti­schen Reihen­folge der Länder präsen­tiert; es ging also los wie im deutschen ABC mit A wie Albania, sehr bald war Öster­reich als Austria dran, und Lord Of The Losts waren erst beim G wie Germany an der Reihe. Zwischen­zeit­lich wurde das Publikum vom Moderator und Deutsch­lands ESC-Experten einge­bunden. Denn für sehr detail­lierte Infor­ma­tionen waren auch Hardcore-Fans anwedend, die hilfreich Auskünfte über Antonio Carbonell (Spanien, 2006) oder Marianne Mendt (Öster­reich, 1971) weitergaben.

Und es wurde natürlich auch abge­stimmt. Und zwar frei nach persön­li­chem Geschmack. Und auch nicht nach dem typischen 12-Punkte-Muster, dass jeder vom Euro­vi­sion Song Contest kennt. Jeder Zuschauer hatte insgesamt fünf Stimmen für fünf Beiträge zur Verfügung. Alles wurde zusam­men­ad­diert – und siehe da, Deutsch­land lag am Ende auf Platz 1. Nicht jeder hatte "Blood And Glitter" zwar ange­kreuzt, insgesamt aber konnte sich die Mehrheit für die Hamburger Band erwärmen. Den Rücken­wind haben die Metal­ro­cker schonmal, aber keiner im Raum kann am 13. Mai für Germany voten – es sei denn, man befindet sich im Ausland. Aber ist es ein gutes Omen?

Zurecht fragte der Doktor bei der Präsen­ta­tion – ist sie die wirkliche Gewin­nerin? Denn im Teil­neh­mer­feld befindet sich auch Loreen, keine Geringere als die Gewin­nerin von 2012 mit dem Megahit "Euphoria". Sie will es 2023 nochmals wissen, und in den Wettbüros rangiert sie überlegen mit "Tattoo" auf Rang 1. Aber die Zuschauer in Hannover, so einfach wird ihr die Konkur­renz es nicht machen. Alter­na­tive Sieger wurden zuhauf genannt wie z.B. Käärijä us Finnland, Ales­sandra aus Norwegen oder Teya & Salena aus Öster­reich. Die Wünsche, die reichten vom spani­schen Flamenco von Blanca Paloma, Reiley aus Dänemark, oder Folkpop von der Damenband Vesna aus der Tsche­chi­schen Republik.

Diskus­sionen, entspannte Tipps, das ein oder andere Gläschen – kurzum – eine unter­hal­tende Unter­hal­tung. Und die Menschen aus der Türkei und aus Syrien sind ebenfalls in unserem Herzen. Um gutes zu tun braucht es ein gutes Herz. Wie gut, dass es den Euro­vi­sion Song Contest gibt. Und wie gut, dass es Doktor Euro­vi­sion gibt. Der ESC ist nicht nur ein Wett­be­werb, er ist Teil einer harmo­ni­schen Gesell­schaft. Allein deswegen gibt es dafür keinen Ersatz.

 

Fotos & Text.: Hari Januschke