Am 16. Dezember 2018 versammelte sich die Gemeinde Freistatt zu einem besonderen Advents-Gottesdienst, den Eberhard Brünger an der Orgel begleitete. Luise Turowski aus der Geschäftsleitung von Bethel im Norden schaute vorbei, um beim Kirchenkaffee über das ablaufende Jahr zu berichten.
Pastor Ulrich Pohl, der Vorstandsvorsitzenden der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, musste dieses Jahr seinen schon traditionellen Adventsbesuch in Freistatt absagen, da er in Aachen für seine langjährige Arbeit für Bethel den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt – wir gratulieren ihm recht herzlich dazu!
Zunächst predigte Pastor Michael Herzer über Weihnachten als ein Fest der Erwartung und des Unterwegs-seins. Er erzählte vom Kommentar seiner kleinen Tochter zum ersten gerade gefallenen Schnee des Jahres: „Es ist aber noch nicht Weihnachten!“. Leider musste er Pastorin Johanna Will-Armstrong aus dem Vorstand der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel entschuldigen, die wegen Krankheit nicht hatte vorbeikommen können.
Pastor Herzer erinnerte an Sorgen und Ängste, die viele Menschen auch in der Adventszeit hätten und appellierte an die Gemeinde: "Nehmt euch einander an, so wie Christus euch angenommen hat". Das sei ja auch ein Grundsatz Bethels, mit allen Menschen eine „Gemeinschaft zu verWIRklichen“.
Mit dem Anzünden der Adventskerzen in der dunklen Jahreszeit sei auch eine Zeit des Innehaltens und Nachdenkens gekommen. Pastor Herzer erinnerte dann auch an die Grenzen unserer Gemeinschaft: In der Pflege Arbeitende mit zu knapper Zeit; Bewohner in einer eigenen Wohnung, die nur schwer Kontakt zu Nachbarn finden; Menschen, die aus der Gemeinschaft entgleiten, weil sie dement werden oder sterben. Jesus Christus habe aber mit der Vision seiner gestifteten Gemeinschaft, in der Menschen einander annehmen, eine Möglichkeit zum Reicher werden an Hoffnung aufgezeigt.
Kirchenkaffee
Auf dem Weg zum gemeinsamen Kirchenkaffee hatte Pastor Herzer eine Grußkarte mit besten Genesungswünschen für Pastorin Will-Armstrong ausgelegt, die alle Besucher mit unterschreiben konnten.
Nach einer Diskussion über die Einordnung von Paulus in der Geschichte des frühen Christentums – mit seinen grundsätzlichen Zweigen aus Judenchristen und Heidenchristen – stellte Pastor Herzer die Frage nach dem Kern des Christentums. Neben dem Glauben an einen liebenden aber eben auch strafenden Gott und seinen Sohn Jesus Christus sei ein Leben nach dem Motto „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ dabei ein sehr wichtiger Bestandteil.
Luise Turowski informierte dann in Vertretung von Pastor Pohl über das „Sehr gute Bethel im Norden Jahr 2018“. Wirtschaftlich werde der Jahresabschluss 2018 deutlich im Plus liegen und damit könne Bethel im Norden viele Projekte weiter vorantreiben. Als Beispiele nannte sie die Fortschritte beim Neubau des Appartmenthauses in Sulingen (als Ersatz für Haus Neuwerk) und die Renovierung der Fenster von Haus Fernblick. Aber auch das neue Mädcheninternat in Haus Ulme, dem noch ein drittes in Vechta folgen werde, könne nur einen Teil der steigenden Nachfrage nach Förderschulplätzen im Lande decken.
Auch um die Arbeitsprojekte der Wohnungslosenhilfe (WLH) stehe es gut, und die Fortführung des Projekts Wohnungslosentreffen mit Einrichtung einer Koordinierungsstelle sei gesichert.
Bei der Altenhilfe stehe noch die endgültige Genehmigung für das geplante Zentrum für Betreutes Wohnen und Tagespflege aus. Der Baustart sei aber für 2019 geplant, auch weil „altersgerechtes Wohnen“ ein Thema der Zukunft sein werde. Deshalb sei auch in den noch leerstehenden Häusern der WLH in Freistatt der Bau zusätzlicher altersgerechter Wohnungen geplant.
Nach diesen wirtschaftlichen Aspekten stellte Frau Turowski die Frage „Wo bleibt der Mensch dabei?“. Dazu erinnerte Frank Kruse als Bereichsleiter der WLH daran, dass Projekte (und „Experimente“) der WLH immer nur durch gutes Wirtschaften finanziert werden könnten.
Beide freuten sich über die große Präsenz Freistatts beim 10-jährigen Jubiläum von Bethel im Norden in Hannover. Und auch im Jahr 2019 könne gefeiert werden: Freistatt bestehe dann seit 120 Jahren, die Kirche feiere ihr 40-jähriges Jubiläum und der biologische Landbau könne auf 30 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken.
Die Zukunft Heimstatts war dann Thema. Frau Turowski erwähnte dazu den Fortbestand der Landwirtschaft aber auch die bestehende Mädchenschule mit ihren Angeboten an Reittherapie. Sie sah auch Probleme mit der oft schwierigen Inklusion in Schulen. Freistatt könne das offenbar besser auffangen als andere Einrichtungen, vielleicht auch durch seine gelebte Toleranz, als ein Ort zum Leben, Wohnen und mit großer Bereitschaft dazu, „Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind“.
Aus der Runde kam dann noch die Bitte, die Einwohner Freistatts über künftige Aktivitäten und Feiern besser zu informieren und einzubeziehen. Dazu werde das Jahresfest auch die 120 Jahre Freistatt entsprechend würdigen, versprach Pastor Herzer. Auch eine bessere Einbeziehung von Rentnern kam zur Sprache; ehrenamtliche Hilfe sei von Kirche und WLH immer gern gesehen.
Zuletzt kam noch eine Mahnung aus dem Publikum, bei den zukünftigen Projekten auf die Verantwortung als diakonische Einrichtung zu achten und nur Arbeitsplätze mit Tariflohn zu schaffen. Eine wirtschaftlich erfolgreiche Leitung dürfe nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen.
Pastor Herzer dankte zuletzt Eberhard Brünger für sein Orgelspiel, allen Besuchern für ihr Interesse und allen an den Vorbereitungen Beteiligten.
Wir danken Kirchengemeinde und Bethel im Norden für die Einladung und wünschen der Geschäftsführung von Bethel im Norden weiterhin viel Erfolg mit ihren Projekten. Wir werden nächstes Jahr wieder zum Adventsbericht vorbeischauen und hoffen, dann auch wieder Pastor Ulrich Pohl begrüßen zu können.