Vor rund 40 Jahren beendeten die Handball-Mannschaften von Grün-Weiß Dankersen und VfL Gummersbach als Tabellendritter bzw. als Zweiter. Damals gehörten diese Teams zu den angesagtesten Vereinen im deutschen Handball. Während die Ostwestfalen das Niveau ein paar Jahre nicht halten konnten, hielt die Erfolgswelle im Oberbergischen deutlich länger an. Gummersbach – auch heute verbindet man die Stadt zwangsläufig mit Handball – wenn auch mehr aus der Vergangenheit. Mittlerweile aber ist der Abstiegskampf bei diesem Traditionsverein zum Alltag geworden und auch in der laufenden Spielzeit kämpft man ums „Drinbleiben“.
Nun – 40 Jahre später, genau am 1. Advent – sollte eben jene Zahl „40“ wieder eine Rolle spielen. Denn genau so viele Treffer erzielte die GWD Minden in ihrem 15. Saisonspiel, 12 mehr als der Gegner. Vor den Augen von über 2.600 Zuschauern (darunter Freistatts Sozialarbeiter Wolfgang Bluhm mit einer Busladung Bewohner der Wohnungslosenhilfe Freistatts) gab es mal wieder, wie so oft in dieser Spielzeit, eine grün-weiße Party. Dabei sah es lange Zeit nicht nach solch einer deutlichen Führung aus.
Das treffsichere Spiel der Grün-Weißen mit insgesamt 68 Toren sah zu Beginn einen zähen Gegner, der die Heimmannschaft zur Leistungssteigerung zwang: Erst nach einer knappen Viertelstunde gingen die GWD erstmals in Führung. Die Gäste blieben lange Zeit unbequem, auch als die GWD anfing sich abzusetzen. Gummersbach fand immer wieder eine Möglichkeit, sich im Spiel zu halten. Selbst zu Beginn der zweiten Hälfte, als der Vorsprung sich ein wenig sicherer anfühlte, dachte man beim Traditionsklub nicht daran, locker zu lassen.
Bis – ja bis die Schlussviertelstunde anbrach, und Gummersbach einbrach, und deren Lichter schon am frühen Adventsabend komplett ausgingen. Egal was sie versuchten, das Mindener Tor war wie vernagelt, im Unterschied zum Gehäuse auf der Gegenseite. Am Ende stand ein 40 zu 28 – ein Sieg, bei dem viele Fans rätselten, wann ihre grün-weiße Mannschaft jemals so viele Treffer erzielt hatte.
Die GWD Minden steht jetzt auf Platz 7 der ersten Handball-Bundesliga. Bei der traditionellen Fan-Party nach dem Spiel, an der auch GWD-Trainer Frank Carstens teilnahm, um sich den Fragen der Fans zu stellen, gerieten einige ins Schwärmen und träumten gar schon von Flugreisen quer durch Europa. Zur Teilnahme am EHF-Pokal fehlen beim jetzigen Stand noch zwei Plätze und vier Punkte. Carstens will zwar auf dem Boden der Realität bleiben, aber Träumen in Ostwestfalen darf ja erlaubt sein. In einer Zeit, in der alle eifrig Geschenkvorbereitungen treffen, ist in Minden keiner böse, wenn die Bescherung erst im Juni gelingt. Wir halten die Daumen – auch für den VfL Gummersbach. Es wäre schade um den Traditionsverein.