Alle zwei Jahre wieder folgen knapp 30 Personen von sozialen Organisationen der Einladung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG‑W), um sich gemeinsam im Haus Hainstein in Eisenach auszutauschen. Bei den Treffen geht es dabei nicht nur um den Einsatz der BAG‑W gegen Armut und Wohnungslosigkeit, es geht auch um die Partizipation der Betroffenen. So auch vergangene Woche, als sich am Mittwoch und Donnerstag aus ganz Deutschland BAG-W-Mitglieder und solche, die es werden wollen, auf den Weg nach Thüringen machten.
Zweimal drei Workshops waren dabei zentral gesetzt, dass sie unter allem Anwesenden zu gemeinschaftlichen Diskussionen führten. Der erste Teil wurde dabei bestimmt, wie Partizipation in sozialen Einrichtungen gelingen kann. Die drei Gruppen sprachen dabei über Partizipation in Tagesstätten sowie Betreutem Wohnen, eine weitere behandelte die Partizipation in Wohnungseinrichtungen. Die dritte Gruppe diskuttierte über Möglichkeiten und Formen der Partizipation. Bei der Auswertung der verschiedenen Inhalte wurde schnell klar, dass die Teilnehmer immer sehr nah beieinander lagen, wenn es darum geht, dass Klienten und Sozialarbeiter Mitsprache erhalten.
Ein wichtiger Gesprächspunkt behandelte jedoch den Punkt, wie man demotivierte Menschen zur Teilhabe bewegen kann. Sozialarbeiter und Mitarbeiter von Einrichtungen erklärten, dass viele Klienten aufgrund ihrer Vergangenheit sich mit ihrer jetzigen Situation schon abgefunden haben. Die vielen Gegenbeispiele, die u.a. Bündnisse von Betroffenen, die Gründung des Vereins der Selbstvertretung Wohnungsloser Menschen e.V. mit der jährlichen Organisation des Wohnungslosentreffen oder die vielen engagierten Freistätter erreichten sie noch nicht.
Am zweiten Tag wurde gezählt. Oder doch nicht. Macht das Zählen Sinn? Gemeint ist die Erfassung von Zahlen, die belegen, wieviele wohnungslose Menschen derzeit in Deutschland leben. Das Zählen als solches wurde dabei nicht in Frage gestellt, sondern Möglichkeiten vorgeschlagen, die Zahlen so effizient wie nur möglich zu ermitteln. Eine weitere Runde diskuttierte über Möglichkeiten, arme und wohnungslose Menschen in die digitale Partizipation einzubinden. Natürlich geht das alles nicht ohne, dass der Staat, die Landesparlamente und die Kommunen Gelder in produktive Projekte investieren.
Als abschließender Akt wurde die Wahl des BAG‑W Sprecherinnenrates vorgenommen. Jedes Mitglied hatte hierbei zwischen 1 und 3 Stimmen zur Verfügung. Am Ende der Auszähling wurden die bisherigen Sprecher Ulli Wallheim, Renate Koch-Metge sowie Arnd Liesendahl in ihren Positionen bestätigt.
Die BAG‑W selbst hat innerhalb der bundesweiten Aktionswoche, Wohnung_Los! auf ihrer Webseite knappe und präzise fünf Kernforderungen formuliert. Das ganze ist gebunden mit der Zielsetzung der Europäischen Union, bis zum Jahr 2030 in allen 27 Staaten der EU die Wohnungslosigkeit zu beenden. Die BAG‑W ist dabei eine der ganz wenigen Organisationen, die neben dem Obdach für derzeit Obdach- und Wohnungslose Menschen auch partizipativ den Zugang zum öffentlichen Leben fordert. Richtig erkannt – Wohnen ist schön, aber ein selbstbestimmtes Leben in einer Gemeinschaft ist unbezahlbar – und hilft uns allen.
Fotos & Text.: Hari Januschke