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Advents­ka­lender – 12. Dezember
(BAG W Tagung „Parti­zi­pa­tion“)

Am 6. und 7. Dezember 2018 hatte die BAG Wohnungs­lo­sen­hilfe zum Fachtag Parti­zi­pa­tion in der Wohnungs­lo­sen­hilfe nach Eisenach einge­laden. Als Tagungsort diente das idyllisch unter der Wartburg gelegene Hotel Haus Hainstein, ein histo­ri­sches Tagungs­hotel der evan­ge­li­schen Kirchen und ehema­liges Sana­to­rium, das ab 1888 erbaut wurde.

Mehr zu diesem Thema im Artikel vom 16.07.2020:

Die BAG Wohnungs­lo­sen­hilfe möchte „Mehr Parti­zi­pa­tion wagen“

Dr. Rolf Jordan vom BAG W Fach­re­ferat III (Entwick­lung sozialer Dienste und Sozi­al­pla­nung, Arbeit und Quali­fi­zie­rung, Migration und Parti­zi­pa­tion) hatte dazu unter der Bedingung einge­laden, dass Mitar­bei­tende von Trägern und Einrich­tungen der Wohnungs­lo­sen­hilfe (WLH) nur zusammen mit einem aktuell oder ehemals von Wohnungs­lo­sig­keit betrof­fenen Menschen teil­nehmen konnten. Dadurch wurde eine breite Betei­li­gung „Betrof­fener“ gewähr­leistet, die unserer Meinung nach zum Aufbau echter Parti­zi­pa­tion in der WLH auch künftig bei solchen Veran­stal­tungen nötig ist.

BAG W Tagung Partizipation - Eisenach 2018 - Dr. Rolf Jordan | Publikum | Werena Rosenke
BAG W Tagung Parti­zi­pa­tion – Eisenach 2018 (Dr. Rolf Jordan; Publikum; Werena Rosenke)

Grund­fragen zur Partizipation

Die Veran­stal­tung begann am Donnerstag um 14:00 Uhr mit der Begrüßung der Teil­neh­menden durch Werena Rosenke, die Geschäfts­füh­rerin der BAG Wohnungs­lo­sen­hilfe e. V., Berlin, und Dr. Rolf Jordan, der kurz die Arbeit der BAG W vorstellte und dann die jetzt schon bestehenden Möglich­keiten der Betei­li­gung von aktuell und ehemals von Wohnungs­lo­sig­keit betrof­fenen Menschen erläuterte.

Rolf Jordan verkün­dete dabei auch die geplante Bildung einer Fach­ar­beits­ge­mein­schaft „Parti­zi­pa­tion“ bei der BAG W, die das klare Ziel habe, die Betei­li­gung „Betrof­fener“ bei der Weiter­ent­wick­lung des Hilfe­sys­tems der WLH in Zukunft deutlich zu verbes­sern und auch eine Mitarbeit „Betrof­fener“ in den Fach­gre­mien der BAG W neu zu organisieren.

Danach wurden gegen 15:00 Uhr zwei mal zwei Workshops gebildet, in denen zunächst getrennt nach „Profes­sio­nellen“ und „Betrof­fenen“ in kleineren Runden über das Thema Parti­zi­pa­tion disku­tiert werden konnte. Diese Workshops wurden jeweils von einem Tandem aus einem „Betrof­fenen“- und einem „Professionellem“-Moderator geleitet. (Gemäß dem Motto „Gebt den Betrof­fenen mehr Übungs­raum, sich auszu­drü­cken und zu Wort zu kommen!“ – das finden wir sehr lobens­wert, so sollte bei viel mehr Veran­stal­tungen verfahren werden!)

In unseren („Betrof­fenen“-) Gruppen war dabei zunächst ein deut­li­ches Bedürfnis erkennbar, von eigenen Erfah­rungen mit manchmal gelun­genen, öfter aber nicht befrie­di­genden oder gar geschei­terten Formen von Mitbe­stim­mung in Einrich­tungen der WLH zu berichten. Für uns stellte sich dabei die Frage,  ob bei künftigen Treffen „Betrof­fener“ aus vielen unter­schied­li­chen Regionen Deutsch­land nicht vorab eine besondere Kennen­lern­runde einge­plant werden sollte.  Die Arbeit in den Workshops könnte sich dann wahr­schein­lich noch inten­siver dem betref­fenden Thema widmen.

Ausge­stal­tung von Partizipation

Am Freitag gab es morgens in der großen gemein­samen Runde eine erste Zusam­men­fas­sung der Ergeb­nisse aller vier Workshops vom Vortag. Danach wurden  in vier weiteren Workshops die Ergeb­nisse vom Vortag vertieft, bei weiteren Diskus­sionen um neue Frage­stel­lungen ergänzt und zuletzt in großer Runde abschlie­ßend vorgestellt.

Gegen Mittag stellte Rolf Jordan zum Ende der Veran­stal­tung dann die Forderung auf, dass beim Thema Parti­zi­pa­tion die Rahmen­be­din­gungen stimmen müssten. Das bedeute insbe­son­dere, dass es nicht am Geld fehlen dürfe. Er sehe dabei Politiker und Gesetz­geber in der Pflicht, versprach aber auch die Unter­stüt­zung der BAG W um künftig regionale und nationale Treffen „Betrof­fener“ zu ermög­li­chen. Rolf Jordan bedankte sich für die lebhaften und gut struk­tu­rierten Diskus­sionen bei der Tagung und versprach eine kommende Auswer­tung durch die BAG W.

Werena Rosenke betonte zuletzt, dass die Diskus­sionen der Tagung die Notwen­dig­keit einer eigenen Fach­ar­beits­ge­mein­schaft „Parti­zi­pa­tion“ deutlich gemacht hätten, die dann auf der BAG W Bundes­ta­gung 2019 auch beschlossen werden solle.

Wir empfanden die gesamte Tagung als angenehm offene und kommu­ni­ka­tive Veran­stal­tung, um grund­sätz­liche Aspekte, Wünsche und Proble­ma­tiken zum Thema „Parti­zi­pa­tion in der WLH mit anderen inter­es­sierten Menschen zu disku­tieren. Jede/r Teilnehmende/er konnte dazu seine persön­li­chen Beob­ach­tungen und Erwar­tungen einbringen, was in den Bildern der erstellten Flip­charts aller Workshops sehr deutlich wird. (die Bilder in der Popup-Ansicht können nach Öffnen in einem neuen Fenster auch in extra-groß angesehen werden. Die Reihen­folge der Flip­charts im Artikel ist nicht wirklich chro­no­lo­gisch, bedingt durch die gemein­same Aufstel­lung auf der Bühne der großen Abschlussrunde.)

Unsere Erkennt­nisse

Parti­zi­pa­tion in der WLH ist sicher ein relativ komplexes Thema, das auf mehreren Ebenen weiter entwi­ckelt werden sollte:

  • beim persön­li­chen Umgang von Sozi­al­ar­bei­tenden („Profes­sio­nellen“) und „Betrof­fenen“
  • bei Trägern bzw. innerhalb von Einrich­tungen der WLH
  • auf Länder­ebene
  • auf Bundes­ebene
  • auf EU-Ebene in einem zusam­men­wach­senden Europa?

Die „Betrof­fenen“ müssen dabei ausrei­chend unter­stützt werden: 

  • Orga­ni­sa­to­risch z. Bsp. durch Möglich­keiten zur Einrich­tung eines Büros, durch Fort­bil­dungen und poli­ti­sche Bildung
  • finan­ziell zur Durch­füh­rung bzw. Teilnahme an Bespre­chungen und Tagungen
  • in der Gruppe durch Offenheit für nach­rü­ckende Inter­es­senten und
    „in Kontakt bleiben“ mit Menschen, die ihre persön­liche Wohnungs­lo­sig­keit über­wunden haben – und dann leider oft den Kontakt zu anderen „Betrof­fenen“ verlieren …
  • Ermu­ti­gung und Anregung zur Betei­li­gung „Betrof­fener“ durch Sozi­al­ar­bei­tende als Möglich­keit sich einzu­bringen und soziale Kontakte aufzu­bauen und zu pflegen

Ausblick – Facharbeitsgemeinschaft

Zuletzt möchten wir uns – sicher auch im Namen der anderen Teil­neh­menden – recht herzlich bei Rolf Jordan, beim Orga­ni­sa­ti­ons­team der BAG W und beim gesamten Service­team des Hotels Haus Hainstein für die gelungene Orga­ni­sa­tion und Durch­füh­rung dieser Tagung bedanken.

Sie alle haben diese zwei Tage in Eisenach zu einer blei­benden guten Erin­ne­rung bei uns gemacht. Wir hoffen, dass möglichst viele Teil­neh­mende dieser Tagung viel­leicht auch einen gewissen Anflug von Aufbruch­stim­mung gespürt haben? … und deshalb das BAG W Angebot nutzen werden, sich in den von Rolf Jordan ange­bo­tenen E‑Mail-Verteiler zur Gründung der künftigen Fach­ar­beits­ge­mein­schaft „Parti­zi­pa­tion“ eintragen zu lassen.

BAG W Tagung Partizipation 2018  - Hotel Haus Hainstein, Eisenach
BAG W Tagung Parti­zi­pa­tion 2018 – Hotel Haus Hainstein, Eisenach

☃ Übersicht des Frei­stätter Weih­nachts­ka­len­ders 2018 ☃