Die Diakonie Deutschland macht sich Sorgen um den Miet- und Wohnungsmarkt in Deutschland. Sie hat deshalb ein neues Positionspapier veröffentlicht:
Positionspapier
Gemeinnützigkeit statt „Social Washing“
für die gewerbliche Immobilienwirtschaft
Diakonie Deutschland
Das Positionspapier der Diakonie macht deutlich, dass dabei der Begriff „Gemeinwohlorientierung“ durchaus kritisch gesehen werden muss, auch weil er im Gegensatz zur „Gemeinnützigkeit“ nicht klar definiert ist. Nur ein neu zu etablierender gemeinnütziger Wohnungsbau könne garantieren, dass gewährte Zuschüsse und Steuervorteile ausschließlich an die Mieter:innen bzw. an hilfsbedürftige Menschen weitergegeben werde.
Die Diakonie Deutschland mahnt bei der Bundesregierung damit die Ausgestaltung einer Neuen Wohngemeinnützigkeit an. Denn nur gemeinnützig orientierte Unternehmen könnten sicherstellen, dass ihre Wohnungen dauerhaft in der Belegungs- und Mietpreisbindung blieben. Daher dürfe der Begriff Gemeinnützigkeit auch nur genau für diese Unternehmen verwendet werden.
Falls keine gesetzliche Regelung über eine – echte – Wohngemeinnützigkeit käme, fordert die Diakonie eine bessere Unterstützung gemeinnütziger Sozialunternehmen, auch um bei sozialen Dienstleistungen in den Bereichen Behinderten‑, Alten- und Wohnungsnotfallhilfe zusätzlich vermehrt eigene bezahlbare Wohnungen anbieten zu können.
Für die Ausrichtung der Förderinstrumente sei aber auch folgendes zu berücksichtigen: Die Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention und die Schaffung einer Klimakomponente beim Bürgergeld.
Außerdem müsse berücksichtigt werden, dass gemeinnützige Unternehmen rechtlich gehindert seien, größere Eigenkapitalrücklagen aufzubauen. Damit sei bei ihnen besonders darauf zu achten, dass bei Sonderaufgaben – wie z. Bsp. bedarfsgerechter oder ökologischer Sanierung – zusätzlicher Förderungsbedarf entstehen könne.
Das komplette Positionspapier als PDF-Datei
Gemeinnützigkeit statt „Social Washing“ für die gewerbliche Immobilienwirtschaft
… ist hier abrufbar als PDF-Datei (auf der Webseite der Diakonie Deutschland).
Anmerkung unserer Redaktion
Wir beobachten ja schon seit geraumer Zeit die Entwicklungen am deutschen Wohnungsmarkt mit einigen besonderen Schwerpunkten: Mietenmarkt, Mieten-Wahnsinn, Wohnungsnot, Recht auf Wohnung, Housing First und andere Stichworte.
- Artikel zum Suchbegriff „Wohnungsnot“ auf unserer Webseite
- Verein Housing-First-Bremen.de in neuem „zu Hause“
- Tag der Wohnungslosen 2020
- BüNE-Treffen in Hannover
Dazu haben wir an zahlreichen Treffen, Workshops und Tagungen teilgenommen, denen allen eins gemeinsam ist: Es gibt einfach viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum in Deutschland – sowohl in größeren Städten, aber auch immer mehr in kleineren Gemeinden.
Es gibt immer mehr Menschen in Deutschland, die den größten Teil ihres Einkommens für Miete und Mietnebenkosten ausgeben müssen. Früher waren 30% Ausgaben vom Gesamteinkommen dafür eine als kritisch angesehene Grenze, heute sind 30%, 40% – oder gar noch mehr – bittere Realität für einen beträchtlichen Anteil unserer Bevölkerung.
Auf der anderen Seite wachsen einige Wohnungsverwertungsgesellschaften immer schneller zu beängstigender Größe an, nur um dann als DAX-Unternehmen ihren Aktionären Satte Gewinne abzuliefern. Wie wäre es mit einem Zusatz zum Grundgesetz: „Mit Grund- und Wohnungs-Eigentum spekuliert Mann nicht!“
Aus unseren Erfahrungen haben wir jedenfalls keine Hoffnung, dass der von liberalen Politikern so gerne beschworene „Freie Wohnungsmarkt“ die aktuelle Wohnungsnot und Mietenkrise in irgendeiner Form positiv beeinflussen kann – oder auch gar nicht will, da er nur Gewinnsicherung und Gewinnmaximierung im Blickfeld hat!
Daher unterstützen wir die Forderungen der Diakonie Deutschland, dass Förderungen im Bereich Wohnungsbau nur für langfristig sozial gebundene Wohnungen gewährt werden sollte.
Andere gehen mit ihren Forderungen dann schon etwas weiter mit dem Slogan „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“. Das ist sicherlich eine „sportliche“ Aufgabe, die sich einige Berliner:innen da vorgenommen haben – für immer mehr Menschen in Deutschland dürfte das mittlerweile aber ein immer attraktiver werdender Gedanke sein. 🤔
Und wir möchten an unsere Bundesregierung einmal die Frage Stellen: Gibt es ein Grundrecht darauf, mit der Spekulation auf Wohnungs- oder auch Grundeigentum endlos Geld zu verdienen? 🤔🤔
Wir sehen besonders mit den offenbar immer noch weiter ansteigenden Mietpreisen eine große Gefahr für wachsende Ungleichheit, für wachsende Armut und allgemein für wachsenden Unmut in unserer Gesellschaft.
Wenn wir uns dazu dann noch aktuelle Zahlen zur Armuts- bzw. Reichtuns-Verteilung ansehen, stellt sich immer mehr die Frage: Ist das noch eine akzeptable Gesellschaft, in der wir in Zukunft leben wollen? 🤔🤔🤔
(… und so sieht dieses Problem unsere Bundesregierung)