„Die Politiker machen weltweit viel zu wenig für den Klimaschutz!“ So oder so ähnlich argumentieren viele Menschen aus Sorge vor dem Klimawandel. „Die Menschheit insgesamt macht viel zu wenig für den Klimaschutz!“ Auch das haben etliche schon zu hören bekommen. Aber selten zuvor hatte diese Aussage eine Wirkung nach sich gezogen, als sie schwedische Schülerin Greta Thunberg im Frühjahr 2018 diese Worte von sich gab. Die gebürtige Stockholmerin empört nicht nur der Inhalt, Greta stört viel mehr die Tatsache, dass viele sich über zu wenig Einsatz für die Umwelt aufregen, selbst aber sehr wenig tun. Vor allem Erwachsene.
Nicht mit der damals 15-jährigen. Weil sie die Folgen des Klimawandels und die Schulpflicht nicht vereinbaren konnte, begann sie öffentlich zu streiken und besuchte nicht mehr den Unterricht. Sie positionierte sich mit Plakaten und Bannern vor dem schwedischen Regierungsgebäude, und drohte damit, die Schule erst wieder aufzunehmen, wenn Schweden die Treibhausgasemissionen erheblich senkt, und zwar jährlich. Zunächst waren ihre Auftritte über diverse Online-Portale zu sehen, aber nach und nach wurden Thunbergs Aktionen auch für die Medienwelt interessanter. Auch außerhalb Schwedens.
Mit Wirkung. Weltweit fand ihre Forderung immer mehr Nachahmer, vor allem Altersgenossen und Schulkollegen, und die Idee für die Bewegung „Friday´s For Future“ war geboren. Um den Druck auf die Regierenden zu erhöhen, findet die Aktion mehrfach im Jahr statt. An diesen Freitagen bleiben dann in vielen Ländern abertausende Schüler dem Unterricht fern, um etwas gegen den Klimawandel zu tun.
So war auch am ersten Adventswochenende wieder zu einem weltweiten Schulboykott aufgerufen worden. In 500 Städten und Gemeinden Deutschlands wurde dabei für ein besseres Klima demonstriert, auch in Sulingen.
Allerdings kamen die Schülerinnen und Schüler des örtlichen Gymnasiums nicht zum Streiken. Die Bewegung mit Veranstaltung vor dem Theaterplatz und der anschließenden Demonstration wurde unter anderem anderem vom Initiator Andreas Richter gezielt auf den Nachmittag gesetzt. Neben unterstützenden Worten aus der Gesellschaft für die Aktionen kommen auch regelmäßige kritische Töne, ob mit der guten Sache Kinder und Jugendliche zum Schuleschwänzen animiert werden.
Dennoch fanden sich am Startpunkt rund 200 Menschen ein, darunter auch viele Schüler aus Schwaförden. Nicht morgen oder übermorgen – „Jetzt“ müsse gehandelt werden, forderte im Tenor sowohl Richter als auch Helge Limburg. Der Landtagsfraktionspolitiker von Bündnis 90 / Die Grünen lobte zusätzlich das Engagement dahingehend, dass die jungen Menschen nicht nur für deren Belange, sondern auch für die Zukunft jener Altersgruppen demonstrieren, die wie er auch mit Ende 30 auch in 40 Jahren in gesunder Luft leben wollen, und sich nicht vor Wetterextremen auf der Flucht befinden müssen. Vor rund 40 Jahren, als die Grünen gegründet wurden und sehr bald danach in die Parlamente gewählt wurden, war Umweltschutz das, wofür die Partei hauptsächlich in Verbindung gebracht und belächelt wurde, so der parlamentarische Geschäftsführer Limburg weiter.
Damals, in den 1980-er Jahren, als die Wetterextreme noch nicht in der heutigen Häufigkeit aufgetreten sind, gab es aber bei diversen Wetterlagen auch schon hin und wieder die vorsichtige Frage, ob wir dieses Klima nicht selbst geschaffen haben. Heute wissen wir, dass die Menschheit tatsächlich viel dazu beigetragen hat. Der Umgang mit unseren verfügbaren Ressourcen muss sehr deutlich angemahnt werden, und die Menschheit dafür sensibilisiert werden. Mittlerweile benötigt die Menschheit weltweit die doppelte Menge davon, dessen, was die Erde hergibt. Das kann sich unsere Ökologie nicht gefallen lassen, und reagiert mit trockenen und heißen Sommern ebenso wie mit europaweiten Stürmen und Orkanen.
Rund 200 Beteiligte wurden bei der Kundgebung in Sulingen gezählt. Doch zählen tun auch die Beobachter, die von Wohnhäusern aus oder vom gerade eröffneten Adventsmarkt beim Marsch der Beteiligten zugeschaut haben. Haben sie die Botschaften verstanden? Und reicht das aus? Die Zukunft, wenn die Welt noch eine haben soll, wird es zeigen.