Erinnerungen des August Uchtmann über die Kultivierung des Freistätter- und des Wietings-Moors rund um Freistatt. Abschrift von seinem Text aus dem Jahre 1926.
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Fortschritte der Drainagearbeiten
Da in den Ackern und Wiesen eine Drainage zwei Monate(?) entwässerte, betrug die Länge der Drainage bei 568 Morgen 56.800 lfd. Meter. In den Torffeldern waren drei Trockenfelder vollständig fertig drainiert, in ein Trockenfeld von zwei km Länge sind 50 Gräben a 200 m lang = 150 Gräben x 200 m = 30.000 lfd. Meter, so dass eine Gesamtlänge der Drainage von rund 87.000 lfd. Meter in den bevorstehenden Jahren hergestellt worden sind.
Hierzu kommt noch die Drainierung der Weide östlich der Moorgrenze (da der Torf nicht tief stand), mit Holzstangen hergestellt worden ist. Auch die jetzige Weide an der Bahn für Moorstatt ist mit Röhren ausgeführt worden. Bei der Umlagerung der Moorklappdrainage ist viel Arbeitskraft und Kapital für Anschaffung der Röhren und Holzstangen gespart worden. Zum Beispiel brauchte keine Heide abgehauen und herangefahren werden, sowie auch die Heranschaffung der Röhren vom Bahnhof Varrel bis zur Arbeitsstelle. Auch die Holzstangen mussten von auswärts bezogen werden. Nur dadurch ist es möglich geworden, dass in der kurzen Zeit so große Flächen zu entwässern und zu drainieren waren.
Von anderer Seite und auch von der Moorversuchsstation Bremen ist der Moorklappdrainage mit Misstrauen begegnet worden, und ich glaube, dass dieses Misstrauen auch heute noch nicht ganz beseitigt ist. Kamen doch viele Besuche von auswärtigen Herren, welche unsere Klappdrainage besichtigten, die sich heute noch nicht erklären können, dass man mit unseren 80 bis 100 Ztr. schweren Motoren darüber hinweg fahren kann, ohne dass diese zusammengedrückt werden. Und doch ist solches nicht der Fall.
Bei mehreren alten Gräben habe ich in letzter Zeit Untersuchungen vorgenommen, um zu sehen, wie sich die Drainage in den langen Jahren gehalten hat. Die Öffnungen sind wohl etwas kleiner geworden, aber die zusammengeklappten Wände stehen heute noch ebenso wie vor zwanzig Jahren.
Ausstellungsstück „Moorballen einer Klappdrainage“
Um die Art dieser Drainage auch anderen Moorgegenden zugänglich zu machen, wurde ein großer Moorballen in einem Stück von 1 m dick und 1,5 m breit und 1,5 m hoch aus dem Moor gestochen und in diesem Ballen die Drainage vollständig ausgearbeitet und dargestellt, um dann auf der großen Landwirtschaftlichen Ausstellung in Berlin, wo als Preis die Anstalt eine bronzene Medaille erhielt und in den späteren Jahren auch in Hannover ausgestellt wurde. In den ersten Jahren ist auch ein solcher Ballen nach einer Moorausstellung nach Schweden gesandt worden. Der einzelne Ballen wog mit Holzverkleidung 20 bis 23 Zentner.
Pioniere der Moorkultivierung
Bei all diesen Arbeiten haben mir in den ersten Jahren der Diakon (jetzige Hausvater) Böningk und die Moorarbeiter Langefeld, Herrmann, Grewe, Dörheide, Böcker und Friedel Siebold als Eleven treulich mitgeholfen. Besonders meine Freunde Langefeld und Grewe, die sich keiner Mühe scheuten und die Strapazen sechs und acht Jahre mitgemacht haben. In späteren Jahren kamen dann noch die Vorarbeiter Keller, welcher bis zum Anfang des Krieges hier war, und dann Grothaus hinzu.
Außerdem haben mir noch treulich zur Seite gestanden die Eleven Volland, ein Bruder des Herrn Dr. Volland in Bethel, Meyer aus Karlsruhe, die beiden Gebrüder Petersen aus Hamburg und viele andere, deren Namen mir jetzt unbekannt sind. Nach dem Kriege sind dann an Stelle der alten Mitarbeiter neue getreten, so die Herren Barmhold, Hespenheide und meine beiden Söhne Fritz und Carl.
Fortschreitende Kultivierung der ehemaligen Moorflächen
Die Bearbeitung der Ackerflächen wurde nach dem Drainieren ganz bedeutend erleichtert, man konnte mit den Gespannen überall hinkommen, denn die kleineren offenen Gräben waren verschwunden und zugepflügt worden und boten nun kein Hindernis mehr. Auch die Entwässerung und Festigkeit des Moores wurde durch die Tieferlegung der Drainage (1,30 m tief) eine ganz andere, als bei den nur 0,70 m tiefen offenen Gräben. Es gab immer noch weiche Stellen – und gibt sie heute noch wo die Pferde einsanken, aber doch nicht in dem Maße wie in den ersten Jahren.
Wenn ich in stillen Stunden an die ersten Arbeitsjahre zurückdenke – wo man Tag für Tag mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wo ich damals kaum mit langen Wasserstiefeln gehen konnte und in dieser stillen Einöde kaum ein lebendes Wesen zu sehen war, als wenn eine Heidelerche zum Himmel emporstieg und ihr Lied erschallen ließ – jetzt die großen Acker-und Wiesenflächen überblicke, wo heutzutage die Motoren knattern, welche die Flächen bearbeiten und die großen Rinderherden weiden, oder sich behaglich im Grase liegen sehe, kommt mir oft der Gedanke, wie war es möglich, dass alles in so kurzer Zeit aus dieser Einöde und unfruchtbaren Moor grünende Wiesen und Äcker hergestellt werden konnten.
Und wie viele Anlegung und Übersandung der Zufuhrwege zu den Ackerflächen in den Torftrockenfeldern. War doch bis 1909 der fünf km lange Hauptweg mit Gleisen bis Heimstatt bereits fertig geworden und übersandet. Die Abführungen in den Trockenfeldern in den ersten bis drei Jahren wurden nach dem Ausheben der Gräben und Planieren mit dem, in den Torffeldern abgehauenen Heidekraut überdeckt, und darauf die Gleise gelegt um eine feste Unterlage herzustellen, um so das Einsinken der Gleise zu verhindern. Nur auf diese Weise war es möglich, ohne Übersandung mit Pferden den Torf abzufahren. Später wurden auch diese Wege übersandet.
Der zu verwendende Kunstdünger und Mergel mussten in den ersten Jahren mit der Hand ausgestreut werden, denn in dem weichen Moor war es nicht möglich dazu eine Kunstdüngerstreumaschine zu verwenden. Auch diese Arbeiten will ich noch ganz kurz schildern und mit welchen Schwierigkeiten auch hier zu kämpfen war. Sanken doch die Arbeiter, welche die 1 Zentner schweren Tüten auf die Ackerflächen trugen, bei jedem Schritt bis an die Waden ein, auch bei denen, welche den Dünger oder Mergel ausstreuten, ging es nicht besser, mussten doch die mit ihrem, vor dem Leib hängenden Sähkästen den ganzen Tag in dem weichen Moor gehen.
Bei Frostwetter aber, wenn das Moor gefroren war, war es so glatt und rutschig, dass die Leute oft mit Säcken und Sähkästen hinfielen. Mit diesen 10 Männern wurden trotzdem noch 35 bis 40 Mrg. oder 200 Zentner Dünger täglich ausgestreut. Da das Hochmoor arm an Nährstoffen ist, so musste dem Boden, da in den ersten Jahren kein Stallmist vorhanden war, zum Wachstum der Pflanzen genügend künstlicher Dünger zugeführt werden.
An Dünger ist in den ersten Jahren gegeben worden pro Morgen zwei Zentner 40% Kalisalz und drei Zentner Thomasmehl, dann als Stickstoffzugabe in Form von ½ bis ¾ Zentner Chilesalpeter und im ersten Jahr nach der Kultivierung 20 Zentner Mergel. Herr von Lepel ging von dem Standpunkt aus, dass, wenn gut gedüngt, auch eine gute Ernte zu erzielen war. Viele Versuche mit Kunstdünger haben uns gezeigt, dass die Rentabilität bei einer guten Düngung höher war, als bei einer schwachen.
In den ersten zwei oder drei Jahren bauten wir sogenannten Moorroggen, welcher einen Ertrag von acht Zentnern pro Morgen brachte, gingen aber zu Pethuserroggen über, denn der Körnerertrag war höher und das Stroh fester, so dass nicht so leicht Lagerstellen entstanden und 10 bis 12 Zentner Körner pro Morgen brachten.
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• Ende Teil 10 • (… der Erinnerungen des August Uchtmann über die Kultivierung des Freistätter- und des Wietings-Moors rund um Freistatt. Abschrift von seinem Text aus dem Jahre 1926.)