Erinnerungen des August Uchtmann über die Kultivierung des Freistätter- und des Wietings-Moors rund um Freistatt. Abschrift von seinem Text aus dem Jahre 1926.
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Das Ausstreuen des Kunstdüngers wurde im Laufe des Winters ausgeführt, in den Monaten Dezember und Januar. Wenn dann das Moor vom Frost aufgetaut und sich das Schneewasser sich verzogen hatte (Ende Februar bis Anfang März) konnte man mit der Bearbeitung anfangen.
Erschwerte Arbeit mit Pferdegespannen
Die Bearbeitung der Heukulturen mit den Gespannen gestaltete sich oft schwierig, da die Pferde an die Holzschuhe, welche mit Holzkeilen an Hufeisen festgekeilt wurden, nicht gewöhnt waren, wurden sie unruhig, trampelten von einem Bein auf das andere und traten sich die Holzschuhe aus. Oder war der Gaul ganz verbiert, schlug er wenn sie Holzschuhe angezogen hatten, hinten aus, so dass die Schuhe hoch in die Luft herumflogen. Hatte nun auf diese Weise so ein Gaul es fertig gebracht, die Schuhe loszubekommen, so versank er auch sofort bis an den Leib im Moor.
Aber das war noch nicht das Schlimmste. Wurden die Gespanne vor die Scheiben- oder Flügelegge gespannt, so dass sie schwerer gehen mussten, so versanken dieselben oft mit den Holzschuhen. Oder kam mit den Pferden (da überall die kleinen offenen Abzugsgräben zwischen den 14 m breiten Stücken angelegt waren) nahe an die Grabenböschung, so dass diese rutschten. Dann lag das Pferd in den schmalen 0,70 m tiefen Graben und zog das oben stehengebliebene Pferd mit hinein. Bei solchen Attacken blieben meistens keine Holzschuhe an den Hufen sitzen.
War nun das Pferd ruhig und blieb liegen, war die Sache nicht weiter schlimm, man half ihm bald auf die Beine, indem man im Liegen die Holzschuhe auszog und festmachte. Wenn das Pferd aber störrisch war und nicht liegenbleiben wollte, was bei den meisten der Fall war, kostete es viel Mühe und Arbeit, die Schuhe wieder anzuziehen. In dem Bestreben wieder auf die Beine zu kommen, war ein solches Pferd oft nicht zu beruhigen und festzuhalten, trotzdem dasselbe bei jedem Sprung vorwärts wieder bis an den Bauch einsank.
Glückte es, dass man den Kopf und Hals auf dem Boden drücken konnte, dann musste das Pferd ruhig liegen bleiben, versuchte aber auch dann wider fortzukommen, so dass oft der, den Kopf festhaltende Mann im Bogen in das weiche Moor lang hinfiel.
In einem solchen Falle hätte ich bald mein Leben eingebüßt. Die Pferde, ein paar junge kräftigere Tiere, seit ein paar Tagen im Moor vor die Egge gespannt, versanken in einer weichen Stelle. Während das eine Pferd fest saß und nicht vorwärts konnte, versuchte das andere weiterzukommen und zog die noch hinter demselben hängende Scheibenegge dem festliegenden Pferde auf den Leib.
In dem Bestreben, das vorwärts strebende Pferd so lange festzuhalten bis es abgedrängt war, kam ich in dem weichen Moor zu Fall und geriet dabei auf dem Rücken liegend direkt unter das Pferd, welches mich tief in das Moor eindrückte, so dass ich nur noch den Kopf frei hatte. Nur noch eine Bewegung des Pferdes um hoch zu kommen, so hätte mich dasselbe mit seinen
Hinterfüßen zerstampft, oder mir noch den Kopf tiefer ins Moor gedrückt, denn es lag quer über meinem Körper. Aber es war eine Fügung Gottes, das Pferd lag ruhig und still, aber die umstehenden Leute musste ich erst bitten, mich aus meiner Lage zu befreien (denn sie schienen vollständig bei dem Anblick den Kopf verloren zu haben) was dann auch glücklich gelang.
Mehrere Reserveholzschuhe mussten für die Pferde bereitgehalten immer auf den Ackergeräten mitgeführt werden, um jederzeit bei der Hand zu sein. Denn meistens steckten die Pferdeschuhe, wenn die Pferde einsanken, 0,80 bis 1,00 m tief im Moor und mussten dann später gesucht und ausgegraben werden. Dann wurden den Pferden die Reserveschuhe angezogen, um dieselben nicht so lange auf dem Boden liegen zu lassen, denn ohne Schuhe waren sie nicht auf die Beine zu bringen.
Es ist vorgekommen, dass die Hufeisen, welche die Schuhe festhielten, losrissen und so Eisen und Hufe im Moor stecken geblieben sind. Kam ein solcher Fall vor, dann hatten wir besonders konstruierte Schuhe, welche mit Lederriemen um die Fessel der Pferde festgeschnallt wurden. Dieselben hatten den Nachteil, dass beim langen Gehen und Arbeiten der Riemen die Fessel wund scheuerte.
In den ersten zwei Jahren, als die bearbeitende Fläche noch kleiner war, wurde man bald mit der Bestellung fertig. Später jedoch, als mehrere Gespanne herangezogen werden mussten (denn im Jahre 1905 waren 132, 1906: 352 und 1908 sogar 568 Morgen kultiviert worden), wurde die Sache noch etwas schwieriger. Und so arbeiteten im Frühjahr meistens vier bis fünf Gespanne auf dem Moor.
Es ist vorgekommen, dass ich und der Vorarbeiter Langefeld mehrere Tage nichts tun konnten, als nur Pferden, welche eingesunken waren, heraus zu helfen. Bei diesen Arbeiten sehen Menschen und Tiere aus, als wenn sie sich im Moordreck herumgewälzt hätten. Hatte man zum Beispiel hier ein Gespann glücklich aus dem Moor heraus und sah sich nach dem anderen Gespann um, lagen dort schon ein oder wenn es gut ging, auch zwei Gespanne fest.
Am schlimmsten war es im Frühjahr, wenn es noch nasse uns kalte Tage gab. Lagen dann die Pferde fest, wurden dieselben steif und froren und waren dann schwer wieder auf die Beine zu bringen. Bei den älteren Kulturen, die ein paar Jahre entwässert waren, boten sich keine Schwierigkeiten in der vorher geschilderten Weise dar.
Drainagearbeiten
Manchen Kummer verursachten noch immer die zwischen den einzelnen Stücken liegenden offenen kleinen Abzugsgräben, nicht nur, dass die Pferde hinfielen, sondern dieselben mussten jedes Jahr von dem Moorschlamm gereinigt werden. Und es wurde in Erwägung gezogen, ob man mit der Drainierung beginnen sollte. Es kamen dabei zwei Fragen in Betracht: Röhren oder Holzstangendrainage. Welche von den beiden den Vorzug hatte, musste der Zukunft überlassen bleiben, da bis zu dieser Zeit von der Moorstation Bremen nur kleinere Versuche damit ausgeführt waren.
Diese Drainagearbeiten waren nicht so einfach in dem weichen Moor auszuführen. Mussten doch Rohre und Kiefernholzstangen (letztere wurden etwa 5 bis 7 armdicken Holzstangen in ein Bündel mit Draht zusammengebunden) in Heide eingebettet werden, um das Tiefer sinken in dem weichen Moor zu verhindern.
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• Ende Teil 8 • (… der Erinnerungen des August Uchtmann über die Kultivierung des Freistätter- und des Wietings-Moors rund um Freistatt. Abschrift von seinem Text aus dem Jahre 1926.)